Theaterkünstler*innen! Über feministische Geschichtsarbeit.

Frauen*, ihre Lebens- und Berufswege, sind in historischen wie gegenwärtigen Lexika weiter unterrepräsentiert. Annahmen über Gesellschaft, Aussagen über Normen und Werte folgen ebenso einem hegemonialen Ideal (weißer) Männlichkeit. Zugleich sind auch unsere Archivpraktiken und die Aussagen, die wir über Vergangenheit (für die Zukunft) treffen, geschlechtlich geprägt. Was in Archiven lagert, was beforscht, erzählt und mittlerweile digital weitererzählt wird, ist Ergebnis vergangener Entscheidungen. Diese Befunde sind Anlass und Ausgangspunkt des Seminars Theaterkünstler*innen, das uns in Kooperation mit der Wienbibliothek in deren Sammlungen im Rathaus führte.

Die Teilnehmer*innen forschten dort einzeln oder im Team zu ausgewählten historischen Persönlichkeiten und ließen ihre Ergebnisse in Online-Personeneinträge des Wien Geschichte Wiki münden. Nach dem Vorbild feministischer Edit-a-tons (z.B. Art-Feminism, 2014; Who knows his_story?, 2016) entstanden so neue Personeneinträge, aber auch Erweiterungen, Korrekturen oder Änderungen zu bestehenden Einträgen im Sinn einer kulturellen Überschreibung patriarchaler Erzählweisen im digitalen Raum.

(Theater)geschichtsschreibung aus der Gegenwart und im Austausch zwischen analogen wie digitalen Mitteln hieß so also ein stetiges Ein- und Überschreiben von bereits bestehenden Annahmen, deren Überprüfung und – nicht zuletzt – die kritische Reflexion der Archivlogiken, der wissenschaftlichen Praktiken und besonders der digitalen Infrastrukturen, mit und in denen wir inzwischen Geschichte verwalten, erinnern und schreiben.

Theresa Eisele. Wien 03/2024.

LV-Leitung: Theresa Eisele. In Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus (Evelyne Luef, Katharina Prager, Katrin Kühnert).

Hier geht es zu den Wien-Geschichte-Wiki-Beiträgen der Studierenden:

Reflexionen zur Archivarbeit

Im Nachgang zur Archivrecherche und zur Erstellung der Wiki-Einträge reflektierten wir die eigene Geschichtsarbeit als feministische, kulturelle, aber auch digitale Praxis. Einige der Ergebnisse sind hier veröffentlicht:

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Abbildungsnachweise

  • Hansi Niese (um 1904), Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N.-235559.
  • Mileva Roller, Die Fläche, Wienbibliothek im Rathaus; B-184302.
  • Antonie Schläger (F: Josef Székely), Wienbibliothek im Rathaus Katalog, ID-Nr. AC16036522.
  • Lotte Witt (um 1907, F: Carl Pietzner), Wienbibliothek im Rathaus; H.I.N.-237843.
  • Luigia Cerale (1892, F: Louis Zwickl), Wienbibliothek im Rathaus; H.I.N.-228803.
  • Elsie Altmann (1923), Wienbibliothek im Rathaus, Adolf-Loos-Sammlung, ZPH 1442, 6.9.14.
  • Gisela von Berger, Wienbibliothek im Rathaus; TF-000761.
  • Ellen Müller-Preis, Wienbibliothek im Rathaus, Nachlass Ellen Müller-Preis, ZPH 1626, Archivbox 3, 3.6.3.2.2.
  • Irma Karczewska, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Nachlass Paul Schick / Sophie Schick, ZPH 943, Archivbox 19.
  • Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift (um 1910), Wienbibliothek im Rathaus, ZPH-1643.
  • Margarete Langkammer (F: Adele Perlmutter), CCO, Wien Museum Inv.-Nr. 50840.
  • Ottilie Metzeles (1890, F: Atelier Nicolaus Stockmann), Wienbibliothek im Rathaus; ZPH 1681, Archivbox 16; 3.11.9.2.
  • Friederike von Prokesch-Osten, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N.-238363.