Weiyena – Ein Heimatfilm

AT 2021

AT 2020, 96 Min, Farbe

Regie Judith Benedikt, Weina Zhao

Produktion: Langbein & Partner Media

Zuhause – Wer?

Katja Steiner

„Ich fühle mich Zuhause eigentlich in einer Zwischenwelt“.  Weina Zhao ist in Wien als Tochter chinesischer Immigrant:innen aufgewachsen. Ihre Identität ergibt sich aus dem Dazwischen, ist angesiedelt zwischen China und Wien. Inwiefern ist Identität aber nun an einen Ort und an eine Geschichte gebunden? Und wie ist mit Erinnerung überhaupt umzugehen die ja gar so subjektiv ist? 

Die Produktion des Films erstreckte sich über einen Zeitraum von 5 Jahren, in denen wir Weina und ihre Familie begleiten. Wir begeben uns mit ihr auf eine Reise nach China, in die Geschichte ihrer Großeltern und Vorfahren. Wir reisen an Plätze, die zwar räumlich gesehen immer die Gleichen sind, die Zeit aber darüber gestrichen ist, die Menschen gekommen und gegangen sind. Wir bewegen uns dabei vor allem in einem häuslichen Setting, eben auf der Suche nach diesem Zuhause. Weinas Großeltern sind sehr unterschiedlich, die einen urban die anderen ländlich, allen gemeinsam ist aber eine Überzeugung gegenüber dem kommunistischen Regime. Das Medium Film ist dabei nicht zufällig gewählt, Weinas urbane Großeltern waren selbst Filmemacher:innen und fühlen sich dementsprechend auch aus diesem Grund mit dem Film wohl. Zum einen gibt es also die Ebene des Inhalts, wo die Verwandten von Weina aus ihrer Vergangenheit erzählen, zum anderen spielt aber auch das Medium Film selbst eine tragende Rolle. Meist ist es ja sehr schwierig die Großeltern, die Familie nach ihrer Vergangenheit zu fragen. Die Fragen zu intim und die Angst Wunden aufzureißen sind oft ein unüberwindbares Hindernis. Deshalb nutzt Weina das Medium Film, um  eine objektive Distanz aufzubauen und diesen Fragen nach der eigenen Geschichte nachzugehen. „Mein Filmemachen gibt mir die Möglichkeit anders zu sein.“ Die  dadurch erzeugte Position der Outsiderin und das Filtern durch das technische Medium Film ermöglichen eine Distanz, die es erlaubt das Gespräch über die Geschichte anzufangen, wenn auch Wunden dadurch trotzdem aufgerissen werden, wobei die Frage bleibt, ob das denn immer negativ sein muss. 

Ein durchaus nahegehender und wichtiger Film, der in seinem ruhigen Duktus eine enorme Sogwirkung entfaltet. Diese Nahaufnahme, dieses Close-up auf eine einzelne Familie hat eine ungeahnte Relevanz und Universalität, aus der sich vielseitige Fragen und Antworten auf verschiedenste Bereiche des Lebens ableiten lassen. In seiner Persönlichkeit und seiner Intimität, bleibt das Gefühl selbst mit auf der Reise, auf Besuch gewesen zu sein. Es ist ein Film  der keine abgeschossenen Antworten präsentiert will, sondern über das Fragen stellen handelt. Es steht weniger das Ergebnis, sondern mehr die Methode im Vordergrund; weniger das Produkt, mehr der Weg. Ein einfühlsamer Film, von dem wir viel lernen können!