von Eva Weinlich
Feminism WTF, ein Dokumentar-Spielfilm der bereits mit seinem Titel und Cover Aufmerksamkeit einfordert und diese mitunter auch bekommt. Fraglich ist allerdings von welchem Publikum? Abhängig vom gewählten Spielort, spricht dieser die mehr oder weniger passende Zielgruppe der Gesellschaft an, die wohl unabhängig vom optischen Geschmack ein Grundinteresse für die Thematik mitbringen dürfte.
Wenn der Film als „Feminismus ABC“ und intersektionaler Einstieg in den
deutschsprachigen Diskurs verstanden werden soll, wie es die Regisseurin Katharina Mückstein selbst in einem Nachgespräch verlauten lässt, dann erfüllt er diesen Anspruch desgleichen nur zu einem gewissen Grad. Die anwesende Zuhörerschaft dürfte durchaus mit dem angloamerikanischem Wording vertraut sein und so stellt sich weiters die Frage, ob es für dieses handbuchgleiche Aufschlüsseln in seine Einzelfaktoren nicht bereits ein paar Jahre zu spät ist.
Dessen ungeachtet gelingt es der Dokumentation den gewählten Expert:innen Raum zu geben, um ihnen – zumindest in diesem Rahmen – die bewusst ununterbrochene, volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die Wort-lastigen Interviewszenen werden regelmäßig von Tanz-Performances, fotographisch eindrücklichen, inszenierten Bild-Situationen, sowie weiß-geblockten Zitaten der feministischen Theorie unterschiedlicher Wissenschaften hinterlegt auf buntem Hintergrund abgewechselt.
Das Pastell-Farbschema, mit vordergründigem Fokus auf Variationen von blau und rosa/ rot, welches sich im Laufe des Filmes entfaltet, macht ihn optisch so ansprechend. Unabhängig von der offensichtlichen Anspielung an die Queer*-Szene und an die Vielfältigkeitsdebatten gerade in Bezug auf Genderbinarität, lässt dies den Blick schwer von der Leinwand schweifen, trotz, oder gerade wegen des theorieschweren, behandelten Themas.
Die Regisseurin selbst spricht von „Commitement zur Ambivalenz“ um einen, in all seinen Facetten, diversen Überblick geben zu können. Binarität wird dabei vollkommen, auf allen Ebenen des Films, in Frage gestellt. Der Diversitätsbezug indes auf Seiten des angesprochenen Publikums bleibt ungeklärt und wird sich womöglich erst mit offiziellem Kinostart am 31.03.2023 klären.
„So simpel wie möglich, so komplex wie nötig!“ lautet das inhaltliche Motto, welches Hierarchien und Machtverhältnisse unterschiedlicher Privilegien schulbuchartig aufarbeitet. Darin liegt womöglich das Potenzial dieses Films. Mit einem klaren Appell hofft er gerade jüngeren Rezipient:innen Gleichstellung zu vermitteln, im Wunschgedanken sich in Zukunft mit vielen dieser herausgestellten Problematiken nicht mehr beschäftigen zu müssen, da eine feministische Perspektive in der Allgemeinheit als normal angenommen sein würde.