Vater, Mutter, oder beides?

Review by Theresa Augusta

Seahorse, by Jeanie Finlay, United Kingdom 2019

„The dad who gave birth“ ist der Untertitel dieser bewegenden Dokumentation.[1] „Seahorse“, von Jeanie Finlay, begleitet den dreißig jährigen Freddy auf seinem Weg Vater zu werden. Er befindet sich dabei jedoch in einer unkonventionellen Situation, da er ein schwuler Transgender-Mann ist. Sein Wunsch ein eigenes Kind zu gebären konfrontiert Freddy mit einigen unerwarteten Herausforderungen, sowohl mental, als auch sozial, da seine Umwelt kontroverser auf sein Vorhaben reagiert, als gedacht. Jeanie Finlays Film erschien 2019 und ist eine britische Produktion.

„Seahorse“ wirkt von Beginn an sehr ehrlich, ungeschminkt und bodenständig. Als Zuseher wird einem schnell bewusst, dass es sich um eine sehr persönliche Geschichte und Erzählweise handelt, die auf äußerst menschliche Weise einen Themenkomplex anspricht, der nach wie vor gesellschaftlich eher wenig diskutiert wird. Zu jenen Themen zählen Transgender-Sein, Familiengründung als Transgender-Person und die Reaktion, beziehungsweise den Umgang, der Gesellschaft mit eben dieser Thematik.

Durch die große Nähe zur Hauptfigur, die der Film bietet, wird es möglich Freddys emotionalen Zustand sehr genau zu verfolgen und aus seiner Perspektive zu erleben, wie es sich anfühlt, sich selbst treu bleiben zu wollen, während man außerhalb der gesellschaftlichen Norm fungiert.

Die filmische Art, mit der Freddys Geschichte präsentiert wird, trägt sicherlich ebenfalls zum persönlichen Charakter des Films bei. Die Dokumentation wechselt dabei zwischen konventioneller Filmkamera und Home-Video-Stil. Einige entscheidende Momente werden von Freddy und seiner Familie selbst eingefangen, was dem Publikum eine noch größere Nähe zu den handelnden Personen und der Story erlaubt.

„Seahorse“ bietet einen sehr unmittelbaren und intimen Blick in eine gesellschaftliche Nische, die es zweifellos verdient vermehrt gehört und gesehen zu werden. Der Film ist gleichzeitig ganz einfach die Geschichte eines jungen Menschen, der gerne eine Familie gründen möchte, als auch die Geschichte eines Individuums, dem die Einreihung in die Gesellschaft Schwierigkeiten bereitet.

Ich denke, „Seahorse“ ist durchaus als gesellschaftlicher Appell zu verstehen, um zu erkennen, dass wir alle Wünsche und Bedürfnisse haben, die auch ausgelebt werden dürfen, ganz gleich welcher sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität man sich zugehörig fühlt.

[1] Jeanie Finlay, „Seahorse: The dad who gave birth”

Quellenangabe
Seahorse: The dad who gave birth”, R: Jeanie Finlay,  https://vimeo.com/ondemand/seahorsefilm 24.09.2019, 28.11.2019.

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