Review by Sophia Godschachner
Provence, by Kato De Boeck, Belgium/France 2018
„Provence“ betitelt einen französisch-belgischen Kurzfilm, welcher eine queere Geschichte in 22 Minuten behandelt. Director und Writer Kato De Boeck, die den Film 2018 drehte, bemüht sich in diesen wenigen Minuten die Beziehung zwischen zwei Geschwistern und die Veränderung dieser Beziehung zu beschreiben. Dieser Kurzfilm wurde als dritter gezeigt, woraufhin ein weiterer folgte und zwei Filme bereits gezeigt worden sind. Bevor es mit allen vier Kurzfilmen losging, kamen mehrere Werbungen in tschechischer Sprache, sowie sich einige Personen im Kinosaal noch umsetzten, bevor die Kurzfilmreihe starten konnte. Diese Unruhe im Saal und auf der Leinwand stimmten nicht sonderlich auf das Kommende ein. Selbstverständlich war auch die eigene Werbung für das Filmfestival unter den vielen anderen Werbe-Spots, was allmählich auf die Kurzfilme vorbereitete. Die ersten beiden Filme waren für sich sprechend und es wurde viel Emotion in den ZuseherInnen erweckt, doch was es zu bemängeln gibt, ist, dass die Kurzfilme aufeinander folgten ohne kurze Pausen dazwischen. Das ermöglichte nicht, nach dem Gesehenen durchzuatmen, den Film kurz auf sich einwirken und nachwirken zu lassen. Doch so wie die ersten beiden Filme, besitzt auch dieser, „Provence“, eine humorvolle Note, die etwas Leichtigkeit in diese Abfolge von tiefgreifenden und schweren Themen bringt. Im Grunde geht es um die Beziehung zwischen großem Bruder und kleiner Schwester, die sich im Laufe des Kurzfilms zu verändern vermag. Die Kulisse ist ein Badegebiet, in welchem die Kinder mit den Eltern offensichtlich Zeit verbringen, wobei ein Pool und auch ein See Bademöglichkeiten bieten. Zwei Mädchen im Alter des älteren Bruders, bemühen sich um die Aufmerksamkeit des Jungen, wie auch die kleine Schwester schwer danach ringt. Es wird immer wieder von Verliebtheit gesprochen und als ZuseherIn könnte man meinen, dass sich eine Liebesgeschichte zwischen einem der beiden Mädchen und dem Bruder entwickeln könnte. Doch wenn das der Fall wäre, dann würde der Kurzfilm nicht in einem queeren Filmfestival gespielt werden. So stellt sich dann am Ende heraus, dass der Bruder nach einer ewigen Fragerei der Schwester, mehr oder weniger zu erkennen gibt, in wen er wirklich verliebt ist. Es ist ein anderer Junge, Alexander. Ab dem Moment verhält sich das junge Mädchen anders, zieht sich mehr zurück und läuft ihrem Bruder nicht mehr so nach, wie zuvor. Doch bei der Heimfahrt im Auto, der Schlussszene, blickt der Bruder zur Schwester. Sie blickt aus dem Fenster und beginnt zu lächeln, woraufhin ihr Bruder auch zu lächeln beginnt. Interessant an dem Film sind die Elemente, welche eingebaut wurden, wie beispielsweise ein Käfer, der immer wieder zum Vorschein kommt, wenn es um Geheimnisse geht, die ausgesprochen werden sollen. Die Kinder sitzen im Zelt und fragen sich, was denn ihr größtes Geheimnis sei und plötzlich ist dieser große, schwarze Käfer im Zelt und das Mädchen bekommt Angst. Der Bruder soll den Käfer entfernen, was er auch tut. Der furchteinflößende Käfer und das Geheimnis des Bruders können miteinander in Verbindung gebracht werden. Beides ist riesig, macht Angst und gehört in den Augen der Gesellschaft nicht in den Raum, in dem sich diese befinden. Die Schauspieler wurden meiner Meinung nach gut ausgewählt, vor allem das junge Mädchen, welches sehr authentisch spielt und die Verwirrung, den inneren Kampf, nach dem Erfahren des Geheimnisses vom Bruder, sehr gut darstellt.