Liebe als Fluch und Segen

Review by Aleksandra Gvozdenovic

Love is the Devil: Study for a Portrait of Francis Bacon, by John Maybury, United Kingdom/France/Japan/USA 1998

Im Film „Love is the Devil“ erzählt der Regisseur John Maybury die Geschichte des bekannten Malers Francis Bacon, der eine toxische Beziehung mit dem verarmten Einbrecher George Dyer anfängt, welcher in einer verhängnisvollen Nacht in Bacons Künstleratelier einbricht, jedoch überraschenderweise nicht von Bacon an die Polizei ausgeliefert wird. Stattdessen nimmt dieser sich Georges an und formt ihn zu seiner eigenen Muse um, deren Versinnbildlichung in Bacons Kunstwerken widerspiegelt wird.

Maybury scheut dabei keine Grenzen den Zuschauer*innen die verzerrte, entrückte sowie psychedelisch anmutende Welt des Künstlers in zerstückelten, hart aneinandergereihten Sequenzen zu präsentieren, die in ein Feuerwerk aus Farben und illusionistisch erscheinenden Verzerrungen gipfeln, was wiederum die perfekte Darstellung von Bacons grotesker und bizarrer Gedankenwelt zu widerspiegeln vermag.

Bacon lebt somit nicht nur seine inneren Fantasien, Ideen und seinen Gemütszustand durch seine Bilder aus, sondern benutzt seinen Liebhaber George scheinbar dazu seine innere Gefühlswelt an die durch seine Kunstwerke visualisierte Oberfläche zu zerren. Die Versinnbildlichung und Visualisierung von Bacons Beziehung zu George nimmt psychedelische Ausmaße an, je mehr sich George diesem hingibt und in eine scheinbar endlos wirkende Spirale aus Trauer, Wut, Verzweiflung und Angst zu fallen scheint.

Georges Verfall wird zunehmend deutlicher, präsenter und greifbarer, je mehr er sich der Beziehung und seiner Verbindung zu Bacon verspricht. Maybury gelingt es den inneren Zwiespalt, die entrückte Gespaltenheit und die schleichende Verzweiflung Georges in seinen entgleisten Sequenzen einzufangen, welche noch zusätzlich durch die langsam zu einem unheimlichen Ton avancierende Musik untermalt werden.

Im Laufe des Films wird deutlich, wie selbstzerstörerisch Georges Handeln und seine Beziehung zu seinem Liebhaber zu sein scheint und wie gebrochen er in seiner inneren Gefühlswelt ist. Bacons sadomasochistische Beziehung zu George treibt jenen zunehmend in den Selbstmord, doch verleiht Bacon selbst eine unbestimmte Macht, die dieser auf seine Kunstwerke projiziert und diese durch George zu filtern scheint, was Maybury in der Zurschaustellung seiner Kreation zu vermitteln überdeutlich gelungen ist.

„Love is the Devil“ zeichnet somit das Portrait einer Geschichte, die vom exzessiven Leben und Ausleben der eigenen Gefühle berichtet, dass einen zugleich in einen dunklen Abgrund reißt. Bacon stellt einen rücksichtslosen und egoistischen Charakter dar, der in seiner eigenen Welt gefangen scheint und somit seinem unglücklichen Partner nicht gerade unähnlich erscheint, jedoch diesen zunehmend in ein dunkles Loch zu ziehen droht. George wiederum versinnbildlicht das andere Spektrum und die andere Seite der Art  und Weise mit den eigenen Gefühlen umzugehen, da dieser sich an seinen eigenen Gedanken, Grenzen und Emotionen immer wieder schneidet, bis er nur mehr den Suizid als einzigen Lösungsweg zu erkennen vermag.

Maybury liefert hiermit einen ungewöhnlichen und stilistisch gewagten Film ab, der sich den Zuschauer*innen nicht nur aufgrund von seiner besonderen Vorgehensweise und Strukturierung ins Gedächtnis einbrennt, sondern einen noch zusätzlich mit einer Wucht trifft und mit Thematiken konfrontiert, die zum Nachdenken anregen.

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