Love Is The Devil – eine Retrospektive am Mezipatra Queer Film Festival

Review by Judith Hohenegger

Love is the Devil: Study for a Portrait of Francis Bacon, by John Maybury, United Kingdom/France/Japan/USA 1998

Der Film “Love Is The Devil” wurde 1998 unter der Regie von John Maybury gedreht. Er selbst ist ein wichtiger queerer Filmemacher des 20./21. Jahrhunderts, wobei “Love Is The Devil” sein Spielfilmdebüt war. Neben der Tätigkeit der Regie, war er auch am Drehbuch beteiligt. Auch Derek Jacobi, einer der zwei Hauptdarsteller, ist Teil der queeren Community.

Wenn man die Geschichte des Malers Francis Bacon (gespielt von Derek Jacobi) kennt, dann hat man sicher auch schon gehört er bevorzuge Männer, als Liebhaber. Bacon machte auch keinen Hehl daraus. Als wahrscheinlich wichtigster Maler des 20. Jahrhunderts konnte er sich einiges “erlauben”, und sein Freundeskreis tat es ihm gleich. Ein wichtiger Bestandteil des Filmes ist die verrauchte Kellerbar in Soho, welche von Muriel Belcher geführt wurde. Der berüchtigte “Colony Room”. Nur geladene Gäste waren willkommen, darunter natürlich auch George Dyer (gespielt von einem sehr jungen Daniel Craig), der neue Loveboy von Francis Bacon. Bald schon wird er fixer Bestandteil der Gruppe aus Künstlern, Schreibern und Säufern.

Maybury zeigt die verschobene Weltansicht der Trinkenden durch ihre Gläser. Alles wirkt lächerlich verzerrt und verschwommen, kein scharfer Mittelpunkt lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Wirr wandern die Augen suchend über die Leinwand.
Je länger das Verhältnis jedoch andauert, desto mehr verschiebt sich das Machtverhältnis zwischen den Beiden. Immer wieder zeigt Maybury die kämpfenden Körper, bis sie sich irgendwann in blutrote Alpträume verwandeln, die Dyer stets verfolgen. Vermehrt versucht er sein Idol zu verkörpern, wird selbst zum bon vivant und treibt damit Bacon immer weiter von sich weg.

Die seltsame Beziehung zwischen den Beiden bildet neben der Darstellung der vielen Exzesse, den Mittelpunkt des Filmes. Maybury spielt mit immer wiederkehrenden Bildern, die sich im Laufe des Filmes leicht verändern. Der schleichende Zerfall von Dyer und Bacon verfestigt sich in den stillen Szenen. Anfänglich liegen beide kuschelnd im Bett, das Bild wirkt sehr harmonisch. Dyer klammert sich um seinen Geliebten, Bacon schläft lächelnd neben ihm. Doch als die Alpträume George immer wieder aufwecken, zeigt Maybury vermehrt Bacons Verdrossenheit und Unzufriedenheit.

Insgesamt ist der Film sehr düster, selbst in den wenigen hellen Momenten, die der Film vorzuweisen hat. Alles wirkt aus dem Fokus gerückt, verschwommen und verraucht. Maybury versteht es nur schon mit einfachen Bildern und Effekten dieses Gefühl bei den Zuschauenden hervorzurufen. Die Stille und Starrheit in den richtigen Momenten unterstützen den etwas kurvigen Rhythmus des Filmes. Es ist ein Auf und Ab, mit einem schnellen Fall.

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