Leichtigkeit

Review by Sophia Godschachner

Lolo, by Leandro Goddinho, Paulo Menezes, Germany/Brazil 2019

An diesem Tag wurden vier Kurzfilme vorgeführt, welche alle ohne Unterbrechung aneinandergereiht, gezeigt wurden. Jeder davon wurde mit einem Stückchen Humor versehen und allesamt wurden durch diesen Humor leichter anzusehen, obwohl sie alle tief greifende Themen behandelten. „Lolo“ ist der vierte und letzte in dieser Reihe. Es ist ein deutsch, brasilianischer Film, der im Jahre 2019 gedreht wurde und demnach sehr aktuell ist. Wie auch die anderen Kurzfilme und Filme, die im Laufe des Mezipatra Filmfestivals gezeigt wurden, behandelt auch dieser Film ein queeres Thema. Mit seinen 14 Minuten ist dieser Film der wohl kürzeste der Kurzfilmreihe an diesem Abend und auch der humorvollste. Director Leandro Goddinho und Paulo Menezes, der auch der Writer des Films ist, zeigen in der kurzen Geschichte drei Freunde, welche das queere Thema „Schwul sein“ ganz locker nehmen und Freude daran haben. Die Sichtweise der Kinder wird an die ZuseherInnen gebracht und stellt eine ganz besondere Herangehensweise an und Umgangsform mit diesem Thema dar. Es geht um zwei Buben und ein Mädchen, die beiden Buben sind schwul und alle drei nehmen das so an, wie es ist und ermutigen sich gegenseitig darin, einfach so zu sein, wie sie sind. Die drei Freunde werden beim kindlichen Spiel gezeigt, beim gegenseitigen Haarefärben und sich gegenseitig Trösten. Ob hierbei bewusst mit Clichees gespielt worden ist, das bleibt außer Frage. Männer, die Haare schneiden oder färben, Frisuren stylen oder sonstiges sind schwul. Es ist ein hartes Statement mit welchem hier jedoch spielerisch umgegangen wird. Vor allem geht es im Kurzfilm nicht nur um den leichten Umgang mit „Schwul sein“, sondern vielmehr um die Geschichte eines der beiden Jungen. Dieser ist mehr oder weniger mit einem anderen Buben zusammen. Offiziell ist diese Beziehung jedoch noch nicht. Da es dem anderen Buben zu viel wird, macht er Schluss mit der Begründung, dass sein Partner „zu schwul sei“ und er eben nicht. Im Freundeskreis wird diese Szene natürlich thematisiert. Dabei wird auch die Frage gestellt, wie schwul denn der Freund auf einer Skala von 1-10 sei, woraufhin er die Antwort bekommt, dass er weniger schwul ist und der andere männliche Freund in der Gruppe in der Skala auf der Nummer 10 zu finden ist und sehr schwul ist. Mit dieser simplen Fragestellung der Kinder kann bei den ZuseherInnen eine Kettenreaktion von Fragen ausgelöst werden, wie beispielsweise, was denn der Unterschied von 1 zu 10 sei und wann man sich in welcher Kategorie befinde. Dieser Kurzfilm bewegt durch die Fragen und Vorstellungen der Kinder, der Akteure. Das Kindhafte im Film wird dadurch verstärkt, dass die Dialoge, die Kameraführung und Einstellungen recht einfach bleiben, so wie eben Kinder auch denken. Möglicherweise soll durch diese Einfachheit vermittelt werden, dass das komplexe Thema auch mit einer gewissen Art der Leichtigkeit gesehen und angegangen werden kann und nicht so kompliziert sein muss, wie es die Gesellschaft allzu oft macht.

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