Mezipatra Queer Film Festival 2019, Brno. Festivalbericht

Review by Joelle Marie Burrichter

Vom 20. bis zum 22.11.2019 hatten wir die Möglichkeit im Rahmen der Exkursion ‚Medienkunst und internationales Queer Cinema: Mezipatra Festival 2019’ am Mezipatra Queer Film Festival 2019 in Brünn teilzunehmen. Ich freute mich sehr auf die Möglichkeit herauszufinden, wie sich der queere State of the Art in anderen Ländern abbildet, gerade da es in Wien in diesem Jahr leider kein Vergleichbares Queer Film Festival gab, das ich hätte besuchen können. Das letzte vergleichbare Festival auf dem ich war, war das XPOSED Queer Film Festival Anfang des Jahres in Berlin. Auch wenn ich versucht habe, ohne Erwartungen in dieses Erlebnis hinein zu gehen, konnte ich nicht immer ganz vermeiden meine bisherige Festival-Erfahrung mit der in Brünn zu vergleichen und dabei ist mir vor allem ein großer Unterschied aufgefallen: Das Community-Feeling. Dazu sollte man wissen, dass sich das Mezipatra auf zwei große Städte in Tschechien aufteilt, nämlich Brünn und Prag. Außerdem gibt es noch sogenannte ‚Echos‘, die in kleineren Städten in der Umgebung stattfinden. Wie ich in einem Diskussionspanel mit den beiden Insidern des Festivals Šárka und Jana herausgefunden habe hat das überwiegend Finanzierungs- und Förderungsgründe. Gerechtfertigt wird es mit einer Historie des Festivals, die anscheinend in Brünn begann. Uns wurde in diesem Panel empfohlen das Festival auch in Prag zu besuchen. Es sei eine ganz andere Erfahrung. Ich allerdings kann ja nun nur von meiner Erfahrung in Brünn erzählen und dort ist mir aufgefallen, dass bei mir innerhalb meines Festivalbesuchs kein wirkliches Community-Feeling entstanden ist. Das löst bei mir kontroverse Gefühle aus. Auf der einen Seite habe ich es sehr vermisst. Bei meiner bisherigen Festivalerfahrung hat dieses Gefühl immer dazu beigetragen, dass der Raum des Festivals zu einem Safe-Space wird. Wenn sich unterschiedlichste Menschen versammeln, um nun dieses Festival zu besuchen, dann entsteht ein Gefühl von Gemeinsamkeit, von Unterstützung und auch von Stärke. Gerade in dem Kontext dieses spezifischen Festivals habe ich diese Atmosphäre so manches mal vermisst. Gleichzeitig hat die Abwesenheit dieses Gefühls aber auch dazu geführt, dass die Menschen die dann letztendlich zusammen Filme geguckt haben so zufällig waren, dass ich so manches Mal irritiert darüber war, wer da letztendlich neben mir im Kino saß. Und das war oft auch sehr spannend, da ich mich so mit den unterschiedlichsten Standpunkten auseinandergesetzt habe. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Festival nicht die größten Bemühungen angestellt hat, um möglichst inklusiv zu sein. Bemerkbar wurde das zum Beispiel an Anmoderationen, die nicht übersetzt wurden. Das Programmheft lag ebenfalls nur auf tschechisch aus. Aber in eben dem Punkt der Zugangsschwelle haben sie es irgendwie geschafft, dass sich durchaus Menschen in den Kinos versammelt haben, die ich auf Anhieb nicht auf einem Queer Cinema Festival erwartet hätte. Auf der Abschlussparty des Festivals habe ich mit unterschiedlichen Menschen aus Brünn gesprochen und sie alle bestätigten, dass die wenigsten Besucher*innen des Festivals wegen dem Festival ins Kino gehen, bzw. auf dieser Party sind, sondern dass es eher Zufall ist. Sie also eh ins Kino oder in diese Bar gegangen wären und zufällig findet auch gerade das Mezipatra statt.
Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht ganz genau. Wie es dazu gekommen ist, habe ich auch noch nicht ganz genau herausgefunden. Wenn ich darüber spekuliere, dann kommen bei mir eher negative Gefühle auf. In einem Referat erwähnte eine Kommilitonin, dass auf der Website des Mezipatra damit geworben würde, dass 50% der Besucher*innen nicht queer sind. Wenn ich das ganze positiv sehen will, dann könnte man es als Versuch deuten weniger exklusiv zu sein. Offener und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ich persönlich komme aber, in Anbetracht der oben geäußerten Beobachtungen, nicht um den bitteren Nachgeschmack ‚Verstecken‘ herum. Außerdem fühlt es sich ein bisschen so an, als würde erst die Teilnahme und Rezeption von nicht-queeren Menschen queere Filmkunst validieren und das verfehlt meiner Meinung nach den Sinn eines Queer Film Festivals.

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