Whats the name of the game and does it mean anything to you?

Review by Joelle Marie Burrichter

Changing the Game, by Michael Barnett, United States 2019

Einer der letzten Filme, die ich auf dem Mezipatra sehen konnte, ist Changing the Game. Eine Dokumentation von Michael Barnett. I am not gonna lie. Es war eine höchst emotionale Reise. Dieser Film hat sehr gezielt starke Emotionen in mir gechannelt. In einem Interview [1] mit den vier Hauptfiguren haben diese gesagt, sie hätten an dem Projekt teilgenommen, unteranderem um für andere als Vorbilder zu agieren, aber auch um „Befürworter“ (advocates), also Allys zu schaffen. Um für eine Thematik zu sensibilisieren, die in unserer heutigen Gesellschaft Sensibilisierung äußerst nötig hat: Gender und Sport. Die Dokumentation begleitet vier junge trans Menschen auf ihrem Weg im Kampf gegen Diskriminierung im Schulsport. Es werden drei unterschiedliche Staaten porträtiert, in denen jeweils unterschiedliche Regeln bezüglich der geschlechterspezifischen Teilnahme an Schulsport-Wettkämpfen herrschen. Man wird durch die Dokumentation mit Problemen konfrontiert, denen die Teens tagtäglich ausgesetzt sind und es scheint als würde die Menschheit ihre Moral über Bord werfen, wenn es um Sport und Wettkämpfe geht. Und das zeigt auch der Film mit einer meiner Meinung nach durchaus angebrachten Drastik. Jedes Mal, wenn eine cis, weiße, mittelalte diskriminierende Stimme aus der Debatte eingeblendet wurde, hat sich mir im Kinosessel der Magen umgedreht. Der Film hat mich aktiv daran erinnert wie wichtig allyship ist. Ich will nicht, dass junge Menschen so viel Zeit und Ressourcen in endlos lange Diskussionen mit dem Leichtathletikweltverband IAAF oder irgendwelchen anderen Institutionen stecken müssen, aber das ist nun mal die Phase in der wir stecken. Also sollten wir zumindest versuchen niemandem mit diesem Kampf alleine zu lassen. Wir sollten versuchen den nachfolgenden Generationen ein unterstützendes, diskriminierungsfreies Umfeld zu gewähren. Vielleicht sind dann die endlos-Diskussionen eh irgendwann überflüssig. Ich meine, kein Mensch lebt ewig. Und auch in dem Film werden durchaus unterstützende Positionen gezeigt, um hier beispielsweise die Schulleitung zu zitieren: „If we tell them they are anything different than female, we are creating a discriminative environment“, so zum Beispiel bringt der Film Wahrheiten auf den Punkt. Und die Wahrheit ist schmerzhaft. Und manchmal ist die Wahrheit frustrierend, wie zum Beispiel die Entscheidung des IAAF im Fall Caster Semenya, die der letzte Vorfall vor dem Film war, der mich hat das Konzept Sportwettkampf anzweifeln lassen. Die Läuferin reichte Einspruch gegen eine Testosteronobergrenze ein und der IAAF lehnte ab. Eines von vielen Beispielen dafür, wie die big Player krampfhaft versuchen an alten (und veralteten) Geschlechterbildern festzuhalten. Es wird sich auf Wissenschaft und Studien bezogen, die eine höhere Fehlerquote in der Datenerhebung aufweisen als mein Matheabi. Alles für einen ‚fairen‘, ‚ehrlichen‘, ‚sportlichen‘ Wettkampf. Die Wissenschaft muss dafür wohl nicht ganz so fair und ehrlich bleiben. [2] Frühere Methoden der Geschlechtertrennung im Sport sind aus meiner Perspektive so unvorstellbar, dass mir, als ich mich darüber informiert habe, fast (aber tatsächlich nur fast) ein Schmunzeln über die Lippen gekommen ist. Aber, liebe big Player, liebe Erwachsenen und Eltern (um ABBA zu zitieren, denn ich glaube was jede gute Kritik braucht ist ein popkultureller Bezug und einen richtig guten Ohrwurm) was ist das eigentlich für ein Spiel, dass ihr spielt und bedeutet es euch irgendwas [3]? Außer Kapital? Außer Geld, Geschäft und Ansehen?

Denn, wenn ja, dann könnte ich mir vorstellen, dass es bessere Wege gibt den Sport zu zelebrieren, als den der Diskriminierung. Es ist nicht eure Aufgabe Menschen das Recht auf ihr Geschlecht abzusprechen. Oder zuzusprechen. Wenn ihr schon etwas bewerten wollt, dann bleibt doch einfach bei sportlicher Leistung.

Ich hoffe ein paar big Player werden diesen Film sehen und dass er etwas bei ihnen anstoßen wird. Mich motiviert diese Dokumentation die Zukunft des Sports (aber auch queere Zukunft generell) nicht ganz so düster zu sehen. Die Teens sind wahre Vorbilder in Stärke und Widerstandsfähigkeit und Gefühl und Zusammenhalt. Und zwar nicht nur für Gleichaltrige, sondern für absolut jeden Menschen.

Diese jungen Menschen auf ihrem Weg begleiten zu dürfen hat mir Hoffnung gegeben.

[1] https://dailycampus.com/stories/2019/30/09/changing-the-game-a-transformative-documentary (Stand: 28.11.2019)

[2] Vgl. https://www.zeit.de/sport/2019-05/caster-semenya-frau-cas-urteil/seite-2 (Stand: 28.11.2019)

[3] Name of the Game – ABBA

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