Ein Tanz der Befreiung

Review by Theresa Augusta

And Then We Danced, by Levan Akin, Georgia/Sweden/France 2019

„Georgian Dance is based on masculinity. There is no room for weakness.“[1] Dies ist die klare Ansage, die den grundlegenden Konflikt des Films vorgibt. Die georgisch-schwedische Produktion And Then We Danced feierte im Mai 2019 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele in Cannes ihre Premiere.[2]

Levan Akins Drama erzählt die Geschichte von Merab (Levan Gelbakhiani), einem jungen Tänzer im georgischen Nationalensemble, der mit seiner langjährigen Partnerin Mary (Ana Javakishvili) hartnäckig trainiert, jedoch ständig für seine Weichheit und fehlende Maskulinität kritisiert wird. Als der charismatische Irakli (Bachi Valishvili) sich der Gruppe anschließt, wird Merabs Welt aufgerüttelt, da er plötzlich einen starken Konkurrenten hat und Gefühle, die ihm bisher unbekannt waren.

Auf bodenständige, aber eindrucksvolle Weise bringt der Film seinen Zusehern eine Kultur näher, die für die meisten wohl noch wenig bekannt war. Es ist ein traditionsreiches, strenges Bild der Gesellschaft, das hier geboten wird. Die authentische und organische Erzählweise, mit der Merabs Entwicklung und Veränderung innerhalb jener Kultur dargestellt wird, macht den Film zu einer Besonderheit. Die Kamera hilft uns, als Zuseher, die Hauptfigur kennenzulernen, indem sie immer wieder Großaufnahmen seines Gesichts bietet und wir so durch Merabs Körpersprache, Mimik und seine Blicke viel darüber erfahren, wer er ist und wie es ihm gerade geht.

Die Liebesgeschichte der beiden Tänzer wird dabei genauso authentisch und nahbar dargestellt, wie die intensiven Tanzszenen. Die eindringliche, dynamische, fast schon nervöse Musik lässt dem Zuseher keine andere Wahl, als im Moment zu sein und die Konzentration zu spüren, die in der Luft liegt. Gefühle wie Anspannung, Druck und innerliche Verwirrung sind es auch, die Merabs Gemütszustand prägen, als er beginnt sich von der Welt loszulösen, die er bisher als absolut gesehen hat. Er durchläuft eine starke Entwicklung von dem jungen Mann, der mit allen Mitteln versucht die Erwartungen des Tanzensembles zu erfüllen, bis hin zu einem Tänzer, der dabei ist zu sich selbst zu finden und es wagt das System zu hinterfragen, in dem er aufgewachsen ist.

Die Kritik an den homophoben Verhältnissen in Georgien ist im Film zweifellos zu spüren, indem er die gesellschaftliche Situation im Land skizziert. Homosexualität scheint offiziell nach wie vor ein großes Tabu zu sein, besonders in traditionellen Zusammenhängen, wie dem Tanz, dem klar definierte Geschlechterkonstrukte zugrunde liegen. And Then We Danced ist eine gefühlvolle Erzählung einer jungen queeren Liebesgeschichte, viel mehr aber eine Geschichte der Identitätsfindung.

[1] MovieZine, “And Then We Danced – Official Trailer / Cannes 2019”

[2] Dry, “‘And Then We Danced’ Review: One of the best gay films in this year’s Oscar race comes from Sweden”.

Quellen:

And Then We Danced – Official Trailer / Cannes 2019, R: MovieZine,  https://www.youtube.com/watch?v=nGzvEXIktTo 10.05.2019, 28.11.2019.

Dry, Jude, “‘And Then We Danced’ Review: One of the best gay films in this year’s Oscar race comes from Sweden”, in: IndieWire, https://www.indiewire.com/2019/10/and-then-we-danced-review-gay-georgian-film-1202184914/ 2019, 28.11.2019.

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