Von Julia Bauereiß
Verschwimmende Geschlechtergrenzen in einer Körperlandschaft
Die Haut als größtes Sinnesorgan des Menschen, als Träger von Identität und als Spiegel des Körpers, steht im Fokus der Video-Arbeit Self von Claudia Larcher und wird auf einer filmischen Reise erkundet. Durch Überlappungseffekte, Nahaufnahmen und Animationen synthetisiert die Künstlerin die Hautoberfläche zu einer neuen, surreal anmutenden Körperlandschaft. Wie durch eine Lupe werden kleinste Poren, Flecken, Härchen, Adern, Falten, Unreinheiten und Kurven sichtbar, welche durch die Effekte in der Animation gleichzeitig völlig an Zusammenhang verlieren.
„Was ist das für ein Körper?“, möchte man zuallererst noch fragen, doch wird diese Frage im Lauf der Animation immer nebensächlicher. Gleichzeitig eröffnen sich neue Blickwinkel und ein Ausbrechen aus gewohnten Denkweisen wird möglich. Da jeder Mensch eine durch Erfahrung gefestigte Vorstellung von Haut und Körper hat, mag dies bei manchen Zuseher*innen Unsicherheiten auslösen, steht doch das eigene Körperbewusstsein mit einem Mal auf der Probe. Doch eben dieses Gefühl ist es, das die Künstlerin mit ihrer Arbeit problematisieren möchte: Die Zuseher*innen sollen ihre Vorstellungen von Körper und Geschlecht hinterfragen, und sich nicht vor einer Neuordnung altbekannter (Denk-)Muster fürchten. Der Körper, welcher durch Geschlechterzuschreibungen so oft in vorgefertigte Normen gedrängt wird, erhält hier eine völlig neue Deutung. Denkt man die Arbeit konsequent weiter, verschwimmen auch auferlegte Geschlechtergrenzen und gesellschaftliche Stellungen geraten ins Wanken. Als Teil der Gruppenausstellung Female Landscape: Rethinking the Body through the Photographic Image and Beyond, erscheint Self als eine Arbeit, die dieses Thema mit äußerster Konsequenz umsetzt.
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