SANCTA

Regie/Choreografie: Florentina Holzinger, Halle E (MuseumsQuartier) , 11. Juni 2024

Don’t forget: Sinners are winners 
(Anna-Lara Stippel)

Mit ihrer neuen Produktion Sancta, die im Rahmen der Wiener Festwochen in Wien gezeigt wird, setzt sich Florentina Holzinger mit Disziplinierungspraktiken der katholischen Kirche auseinander. Ist es Aneignung, Abrechnung oder Ad-absurdum-führen? Die Kirche kommt jedenfalls nicht gut weg. Die Gruppe der Performerinnen* sowie ein Nonnenchor performen mit Bezug auf die Oper Sancta Susanna von Paul Hindemith eine verqueerte Messe der Befreiung von Disziplinierung, die bis heute in vielen Köpfen wirkt oder nachwirkt. 

Am Anfang steht der Plot von Hindemiths Oper, der Schwester Beata beschreibt, die nackt die Kirche betrat und das Abbild Jesus umarmte und küsste und deren Körper für ihre Tat anschließend eingemauert wurde. Diese Geschichte wird von Nonnen auf der Bühne erzählt, während zwei nackte Frauen* um sie herum, Sex miteinander haben. Erst im Hintergrund der Szene, werden schließlich zwei leuchtende Balken herabgelassen, die sich zu einem riesigen, alles umstrahlenden Kreuz formieren. Auf der vertikalen Achse des Kreuzes ist ein Podest angebracht, auf dem die Frauen* sich küssen und aneinander reiben. Die Balken sind nicht fix miteinander verbunden, wodurch das Kreuz wankt und zunehmend unsicher wirkt, bis der erste große Bruch des Abends passiert und der horizontale Balken abgesenkt wird, sodass sich das Kreuz in ein Satansymbol verwandelt. Der Bruch ist gleichzeitig der Ausbruch der Nonne Beata aus der geziegelten Kirchenmauer. Rotes Licht und Stroboskopeffekte, sowie ein gewaltiger Wechsel in der Musik markieren die Anschuldigung sündig gehandelt zu haben und den wütenden, leidvollen Ausbruch aus Norm und Disziplin. 

Auf dieser Basis wird in eine Messstruktur übergegangen, die durch das Einblenden des jeweiligen Messteils auf zwei Bildschirmen an den Bühnenseiten verstärkt wird. Der Übergang in diese Struktur wird durch das typische Zusammenläuten vor einem Gottesdienst erzeugt. Eine nackte Frau schwingt als Glockenklöppel in einer großen Glocke. Jesus (Florentina Holzinger) tritt als hippe, selbstgefällige Celebrity-Figur auf, die wohl nicht nur legale Substanzen konsumiert. Das Opferlamm, das über seine* Schultern hängt, gibt er* erstmal vorübergehend an das Publikum ab, bevor es sich -wieder über die Schultern gehängt- immer wieder durch Blöken bemerkbar macht. Jesus zeigt sich davon sichtbar genervt, bis er* es als Reaktion auf die Unterbrechung im Affekt brutal tötet (opfert). Immer wieder erklärt er*, dass alle unsere Sünden vergeben seien und er* uns alle liebe. Die tatsächliche Erzählung der katholischen Kirche kann performt von dieser dabbenden und rauchenden Jesus-Figur nicht mehr ernst genommen werden. 

Für die Erschaffung der Menschen wird ein Freiwilliger* aus dem Publikum gewählt, dem eine Zauberkünstlerin* eine Rippe entfernt. Die biblische Erzählung Adam sei von Gott als erstes aus Erde erschaffen worden, wird mit dem ihr inne liegenden Androzentrismus konfrontiert. Viele der Performerinnen* versammeln sich auf der Bühne. Alle von ihnen tragen einen überdimensionierten Penis in Lehmoptik, den sie mit Wasser massieren, sodass eine Gruppenmasturbationsszene entsteht, in der Machismus ausgestellt wird. Mit einer Live-Kamera, die die Mainstream-Pornooptik weiter verstärkt, wird ein Close-up auf die Bildschirme übertragen. 

Zum Ende schwebt ein UFO im Bühnenraum, auf das in einer vorhergegangenen Szene angespielt wurde. Unter dem Motto „Don’t dream it, be it“ beginnt ein Tanz der sexuellen Befreitheit und des Abstreifens der Ideale der Kirche, die so lange großen Einfluss auf Ansichten, Handlungen und Freiheiten von Menschen genommen haben. Der Aufforderung das „Jesusplainen“ zu beenden, folgt ein Song, der gemeinsam mit dem Publikum performt wird. Der Witz der Aufführung und der vermittelte Spaß am lustvoll/lustig sein wird in den Schlussapplaus hineingetragen. Jedes Mal, wenn sich der Vorhang öffnet, hat sich ein Teil der Gruppe zu einem neuen Gruppensextableau formiert. 


Sex, Blut und Kannibalismus – eine Messe ganz nach Holzinger
(Anna-Maria Bernhofer)

Florentina Holzinger schafft mit ihrer Inszenierung von Paul Hindemiths Opern-Einakter Sancta Susanna ein fulminantes Debüt in der Musiktheaterwelt. Ihre feministische Perspektive auf die jahrhundertelange Unterdrückung weiblicher Sexualität durch religiöse Moralvorstellungen wird mit viel nackter Haut, Sex, Blut, Kannibalismus und technologischen Innovationen auf der Bühne gespiegelt. Es ist ein Abend geprägt von Grenzüberschreitungen auf allen Ebenen, bei Darsteller*innen und Publikum, was sich nicht zuletzt durch medizinische Notfälle und mehrere Abgänge aus dem Publikum zeigt.

Die Musik reicht von Eminem bis zum Kyrie Eleison, Zeitgenössisches trifft auf Rachmaninow und Bach. Auf laute, exzessive Momente folgen lustige Passagen und andächtige Stille. Anfangs dem Libretto folgend wird sich die Nonne Susanna beim Beten ihres eigenen Körpers bewusst und entdeckt ihre Lust, doch soll sie dafür gestraft werden. Jahre zuvor erging es einer weiteren Ordensschwester ähnlich, diese wurde für ihre „Sünden“ lebendig eingemauert. Holzinger nimmt das Libretto und schmückt ihre Inszenierung mit immer größer werdenden Akten der weiblichen Selbstermächtigung. Aus der heiligen Messe wird eine feministische Revue, welche sich zusammensetzt aus Aktionen der Selbstverletzung, Penetration, Transformation, rituellen Nachahmungen, Bodyart und außergewöhnlichen Stunts. 

Holzinger inszeniert ein Spektakel, welches versucht, religiöse Konventionen herauszufordern. Besonders herausragend sind hierbei Akrobatik und körperlich auffallend fordernde Darbietungen, welche bis zum Ende der Vorstellung ohne Müdigkeitsanzeichen der Darsteller*innen performt werden. Generell liegt die Körperlichkeit, wie bei Holzingers Arbeiten üblich, im Fokus der Performance. Dieser Aspekt kulminiert in mehreren Momenten – dem Schneiden von Menschenfleisch und verspeisen dessen; die über einen Screen gezeigte Befestigung von Haken in den Rücken zweier Frauen, welche danach an ebendiesen Haken Seile angehängt bekommen, um über die Bühne zu fliegen; oder auch die Abbildung von wasserfallartig fließendem Blut. Wie die Sixtinische Kapelle, deren Zerstörung an diesem Abend von einer Päpstin beauftragt wird, dekonstruiert Holzinger mit ihrer fulminanten Inszenierung christliche Verhaltensnormen. Am Ende finden die stärksten Momente jedoch in überraschend persönlich anmutenden Geschichten über vergangene Erlebnisse und Träume statt, welche die Darsteller*innen in einem gemeinsamen Gespräch auf der Bühne mit dem Publikum teilen. 


Nachtkritik Sancta Susanna
(Ivana Himmelreich)

Es fehlen die Worte, um Sancta Susanna von Florentina Holzinger gerecht zu werden. Adjektive wie „spektakulär“, „einzigartig“, „atemberaubend“, „skandalös“ können die Wucht an Gefühlen nicht annähernd beschreiben, die Sancta Susanna in ihrem Publikum auslösen kann.

Wer nicht mit Worten malen kann, kann die unglaublichen Bilder, die sich dort auf der Bühne aufgetan haben, nicht beschreiben. Stichworte wie „Sex auf der Bühne“, „Selbstverstümmelung“, „Kannibalismus“, „Jesus, der eine Vape raucht“, „ein lesbischer Papst“, „nackte Rollerskater*innen“ oder „satanistischer Rock“ können zwar Momente des Stücks beschreiben, es aber weder wiedergeben noch die Leser*innenschaft auf das Kommende vorbereiten.

Schlussendlich lässt sich nur sagen: Sancta Susanna von Florentina Holzinger ist ein unglaubliches, sich einbrennendes, kathartisches, schockierendes, einmaliges und fantastisches Spektakel, das einen mit hunderten Gedanken und einem Bedürfnis nach einerseits der Rebellion gegen organisierte Religion, aber andererseits auch dem Bedürfnis nach einem entspannten Tee für die Nerven zurück lässt.


Sancta: Triangle of sadness und male gaze
(Lisa Varouxis)

Die ersten Momente von Sancta hängen noch an einigen Codes der klassischen Oper, bis alles aufplatzt, und Holzingers bereits bekannte Varieté-Show Manieren ordentlich für Unruhe sorgen. Es gelingt der Inszenierung zunächst, einem mit Enthusiasmus anzustecken, und gespannt auf das nächste Eindrucks starke, Adrenalin-geladene Bild zu warten. Kaum ist eine Szene entstanden und scheinen alle ihre Elemente präsent zu sein, so schwingt diese gleich zur nächsten, und verschmilzt mit ihr. Im Gegensatz zur Kletterwand im Hintergrund fand ich es andauernd schwierig, mich hier und da festzuhalten, um eine Steigerung, oder andere Tiefen jenseits der Oberflächlichkeit zu erreichen – irgendeine Emotion außer Überraschung und Eckel in mir zu spüren. 

An der Stelle des klassischen Erzählungsfadens fehlte es ausschlaggebend an Originalität: Jesus als midlife crisis habender Drifter, der so aussieht, als wäre er gerade aus Los Angeles rausgefegt worden, passt zur Hollywood Vorstellung eines Kult Leaders, und bietet über den Slapstick und US-comedy Humor hinaus eigentlich wenig an. Die überwiegend präsente Ästhetik: Formeln aus dem Punk, Sex Work, der Pornografie, Rave Szene, den Horrorfilmen und der Performancegeschichte. Diese werden gelungen eingesetzt, doch ihre Eigenständigkeit als Sinnbilder, als Erzählung, lässt sich länger suchen. 

Die erste Geige im Orchester ist ohnmächtig geworden und hingefallen, ein furchtbares Ereignis, welches jedoch Minuten lang für als Teil der Performance von mir und wahrscheinlich einigen anderen Publikumsbeteiligten wahrgenommen wurde. Mir bleibt ein bitterer Geschmack; wie unterbricht frau* so ein Stück, so eine Performance, wenn es wirklich ein Problem gibt? Und was ist nunmehr wirklich ein Problem, wenn Kannibalismus und Hänger- Piercings Teil der Inszenierung sind? Ich musste an Triangle of Sadness denken, und wie ich mich im Saal umsah, wie die Stimmung nach der Verletzung des Musikers an unvergesslicher Dichte litt, fragte ich mich, wozu all das eigentlich. 

Was bedeutet es in der Halle E, Fleisch aufzuschneiden, welche Botschaften gibt es, und was kann eine Nicht-Botschaft-Politik? Kann alles hinter „Varieté-Show“ gestaut werden, oder platzt dieses Entertainment Genre lange davor? Es fehlte an all der Leichtigkeit derartiger Shows, und kam auch schon etwas müde an, wie nach einer längeren Reise. Tatsächlich sind leidende, schreiende nackte Frauen kein neues Motiv in der Kunst. Der male gaze um mich herum konnte einige Schaulust befriedigen, während andere schmerzhaft die Bühnengeschehnisse nach Gender Theorien und kulturellem Wissen einzuordnen suchten, um sich kritisch zu positionieren.

Kann Nacktheit von weiblich gelesenen Körpern auf der Bühne denn der patriarchalen Wunschvorstellung entkommen? Wie subversiv, wie anders war diese Inszenierung, wenn sie alle begeistert zurück ließ? Wie angenehm fühlt sich eigentlich wahre Innovation, oder wie die Festwochen es nennen, „Revolution“ an? 

Schließlich war das Spiel zwischen „a virgin or a whore“ uralte Spalte, die Frauen* in der Unmöglichkeit lässt, je die ideale gendergemäße Figur zu vollenden und zu verkörpern. Wie Judith Butler schrieb, ist Transvestismus noch keine Hinterfragung von Machtgefügen, sondern kann auch genau ihre Verstärkung sein. Inwiefern war das nicht nur ein Karnevalabend, wo Rollen ausgetauscht und ein paar Konfetti geschmissen wurden, welcher die Zukunft unberührt lässt? 


Kopfschmerzen mit Florentina Holzinger
(Carola Auth)

Ich betrete die Halle E des Museumsquartiers. Worum es in dem Stück geht, das ich gleich anschauen werde, weiß ich eigentlich nicht, aber ich habe zur Vorbereitung Kritiken zu anderen Inszenierungen von Florentina Holzinger gelesen, deswegen fühle ich mich einigermaßen vorbereitet auf Gewalt und Blut (das mich auch erwarten wird, aber gar nicht ganz so grauslich wie befürchtet). Am Eingang stehen Nonnen, ich bin kurz verwirrt, dann fällt mir der Name wieder ein: Sancta. Na gut, naheliegend. Als ich an meinem Platz sitze, geht eine der Nonnen herum und sammelt „Confessions“ ein, die Zuschauende auf einen Zettel schreiben und in eine schwarze Box stecken können, die sie mitträgt. Die Nonne murmelt etwas unverständliches, möglicherweise Gebete?

Als es beginnt, ist ein kleines orangefarbenes Licht zu sehen, erst denke ich, ein Mensch hält es, aber es gehört wohl zu einer technischen Apparatur, ein maschineller Arm, der im Laufe des Stücks verschiedene Dinge (und Menschen!) tragen wird. Scheinwerfer beleuchten das Orchester, auf der Bühne selbst ist wenig zu erkennen. Dann singt sie, Sancta Susanna, die Nonne (ich lese später, einen Verweis auf eine gleichnamige Oper, die ich davor nicht kannte), irgendetwas ist anders, zwei Frauen (auch die Nacktheit hatte die gut vorbereitete Besucherin bereits erwartet) küssen sich leidenschaftlich, begeben sich in den Hintergrund der Bühne, und während Susanna singt, begeben sich noch mehr nackte Damen auf die Bühne, kriechen ‚wie vom Teufel besessen‘ zu den noch immer heftig ineinander verschlungenen Frauen vom Beginn in den Hintergrund, kriechen die Boulderwand herauf wie wilde Spinnentiere. Irgendwann bricht die Mauer, die sich auf der Bühne befindet, eine Frau war darin, schreiend kommt sie hervor und die Szene verwandelt sich in eine Art Heavy Metal Konzert. Ich finde es mühsam zu ertragen und bin froh, als eine weibliche Jesusfigur auftritt und die Show ein bisschen auflockert.

Danach wechseln sich verschiedene Szenen ab. Wie bei Barocco habe ich das Gefühl, alles, was zu dem Thema Gott, Bibel und Kirche eingefallen ist, wurde zusammengeklatscht zu einem mehr oder weniger zusammenhängenden Ganzen. Es gibt gute Szenen, keine Frage. Mir gefällt die Bauarbeiter (bewusst männlich, trotz der weiblichen Besetzung) -Stripshow zu „It’s raining men“, die mich tatsächlich an eine Chippendales-Show erinnert. Es gibt den Heiligen Geist, der immer ein bisschen Magie versprüht und unzählige Weinflaschen aus dem Nichts entstehen lässt. Aber es gibt auch die gewaltvollen, blutigen Szenen, die ich – obwohl ich mir Mühe gab, mich währenddessen auf die anfangs noch störenden Übertitel zu konzentrieren, für die ich an dieser Stelle sehr dankbar bin – harmloser fand als befürchtet und die ohne Frage zu dem Kirchenmotiv passen, aber deren Daseinsberechtigung ich doch nicht ganz nachvollziehen kann. Mehrere Menschen müssen den Saal verlassen, ich bin nicht verwundert, aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.

Das Stück endet mit popkulturellen Verweisen auf Star Wars und die Rocky Horror Picture Show, eines von beidem wird schon gefallen. Das Publikum wird aufgefordert, aufzustehen, die Arme zu schwenken und gemeinsam zu „Don’t dream it, be it“ zu singen. Dann ist es vorbei und das Schwenken der Arme geht in Geklatsche über. Eine smarte Art, sich eine Standing Ovation zu holen.


Radikale Messe: Holzingers Sancta sprengt Konventionen mit feministischer Wucht
(Anonym)

Florentina Holzingers Inszenierung von Paul Hindemiths Oper Sancta bei den Wiener Festwochen und im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin war ein triumphaler Erfolg. Dies war Holzingers erster Ausflug ins Operngenre, und die Resonanz beweist, dass die Entscheidung beider Intendanten Wegners und Raus, sie einzuladen, richtig war. Die Inszenierung, die ursprünglich für die Staatsoper Stuttgart 1922 geplant war, aber nie realisiert wurde, hat Holzinger mutig und provokativ umgesetzt. Dabei bleibt sie der Ästhetik ihrer früheren Arbeiten treu. Marit Strindlund und das Mecklenburgische Staatsorchester unterstützen mit kraftvoller musikalischer Begleitung, während die Oper die Geschichte einer Nonne erzählt, die mit ihrer aufkeimenden Sexualität kämpft. Holzingers Adaption geht jedoch weit über Hindemiths Original hinaus. Der Hauptteil des Abends löst sich vom Genre Oper und verwandelt sich in eine revueartige Show, die die Struktur einer katholischen Messe beibehält. Dabei nutzt sie Bachs und Cole Porters Musik sowie neue Kompositionen von anderen. Strindlund gelingt es souverän, die Stimmung zu wechseln und den theatralischen Zauber katholischer Rituale zu brechen. Queere Liebesakte, eine Päpstin, die Adam und Eva neu interpretiert, und eine Performer*in, die eine Kirchenglocke zum Klingen bringt, sind nur einige der provokativen Bilder, die sie auf die Bühne bringt.

Ein besonderes Highlight ist die Zertrümmerung von Michelangelos Darstellung der Erschaffung Adams, ein eindrucksvolles Bild eines feministischen Angriffs auf männlich dominierte religiöse Narrative. Holzinger stellt auch die ersten lesbischen Päpstinnen auf die Bühne, lässt die Sixtinische Kapelle bröckeln und führt eine blutige, aber symbolträchtige Kommunion durch. Trotz der intensiven und oft provokanten Szenen bleibt das Publikum bis zum Schluss gebannt und belohnt die Aufführung mit Standing Ovations. Die Inszenierung ist weit mehr als nur eine Provokation; sie ist eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Kirche und der Rolle der Frau in der Religion. Die Kombination aus Oper, Musical, Messe und Performance-Kunst schafft ein einzigartiges Erlebnis, das sowohl schockiert als auch zum Nachdenken anregt.


„Die Kirche braucht keine Triggerwarnung“
Florentina Holzingers Sancta nimmt die Tradition wörtlich
(Florine Mahmud)

Die Opern-Inszenierung Sancta wirkt auf den ersten Blick wie eine Reproduktion von biblischer Gewalt und eine riesige Provokation mit nackten Nonnen, lesbischem Sex und Kannibalismus. Sie grenzt sich jedoch klar von der schädlichen Tradition von Kirche und Patriarchat ab und feiert die zurückerlangte Selbstbestimmung der Unterdrückten.

Nacktheit, Sex und Selbstbestimmung

Das Stück ist eine Adaption der Oper Sancta Susanna von Paul Hindemith. Die Nonne Susanna erfährt die Gewalt der Kirche, weil sie die Nonnen-Kluft ablegen und sexuell selbstbestimmt sein möchte. Wer auf der Bühne keine Ordenskleidung trägt, ist nackt. Die nackten Performer*innen sind selbstbestimmt und frei. Sie stehen in Kontrast zu den gekleideten, unterdrückten, keuschen Nonnen. Die Nacktheit ist der unschuldige Naturzustand und steht nicht gezwungenermaßen in Zusammenhang mit Sexualität, auch wenn Sex sehr präsent auf der Bühne ist. Sexualität ist mit Freiheit, Emanzipation und Freiwilligkeit verbunden.

Selbstbestimmte Sexualität und Sexualisierung von außen werden klar voneinander getrennt. Zum Song „It’s Raining Men“ masturbieren die Performer*innen mit Penissen aus Ton, aus dem dann eine lange Schlange von ‚red flags‘ durch den Publikumsraum getragen wird. Außer in dieser Szene wird Sexualität aus der weiblichen, queeren Perspektive dargestellt. Auf der Bühne wird Sex sehr explizit von weiblich gelesenen Darsteller*innen gezeigt.

Der Körper wird einerseits als Instrument der Unterdrückung inszeniert: Die Nonnen tragen die einheitliche Ordenskleidung, dürfen ihr Begehren nicht ausleben und werden körperlich bestraft. Die anderen Darsteller*innen sind nackt und nutzen ihren Körper als Werkzeug für ihre radikale Kunst und um ihre Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Begehren auszuleben. Eine darstellende Person, die sich als nicht-binär outet, erklärt als zentralen Punkt der Emanzipation den eigenen Körper zu lieben und sich von den gesellschaftlichen Anforderungen freizumachen. So wie die Nonnen, die während der Show immer wieder nackt über eine Halfpipe skaten und sich von der Ordenskleidung und damit der Kirche befreit haben.

Popkultur löst Tradition ab

Begleitet wird das Stück von Hindemiths Opernmusik, Chorgesängen und Gospel, welche um popkulturelle Genres wie Punk, Rap und Techno erweitert werden. Diese wilde Mischung fügt sich sehr harmonisch zu einem Gesamtwerk zusammen. Jesus wird als egozentrischer Rap-Star inszeniert. Dabei wird mit kapitalistischen Statussymbolen und dem klassistischen Habitus gespielt. Das letzte Abendmahl ist eine Techno-Party, bei der Wasser zu Wein gemacht wird. Punkästhetik und -musik tauchen wiederholt in der Show auf, wenn es um Sünde und Satan geht, aber auch um Selbstbestimmung und Umbrüche. Die jeweiligen musikalischen Genres sind an das Narrativ der Show und die Performer*innen auf der Bühne angepasst. Auch in der Lichtgestaltung und der Stimmung der jeweiligen Szenen finden sie sich wieder. So entsteht ein zugleich kontrast- und abwechslungsreiches wie harmonisch inszeniertes Stück.

Katholische Ästhetik

In Sancta werden kirchliche Tradition und biblische Geschichtsschreibung wörtlich genommen, womit die Absurdität der Tradition erfolgreich aufgezeigt wird. Eine eingemauerte Sünderin ersteht von den Toten auf, aus Adams Rippe wird Eva erschaffen und Jesus kostet vom Apfel der Erkenntnis. Die Predigt wird dabei von einem Roboter gehalten, was die Performativität und Verfestigung der kirchlichen Tradition darlegt. Auf die Spitze wird es getrieben, indem eine*r Performer*in Gewebe bzw. der sprichwörtliche Leib Christi entnommen wird. Sie brät ihr eigenes Fleisch und füttert es eine*r Kolleg*in. All das hinterlässt Ekel, Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit über Geschichten, die eigentlich jedes Kind schon kennt. Florentina Holzinger sagte im Publikumsgespräch nach der Show, dass die Liste der Trigger-Warnungen während des Arbeitsprozesses immer länger wurden – und das obwohl die Kirche gar keine nutze.

Beichten der Zuschauer*innen werden gesammelt: der Austritt aus der Kirche, das Pinkeln in die Dusche, das Sammeln von abgeschnittenen Fingernägeln und das Strecken vom Speed des Vaters mit Backpulver. Diese gestandenen Sünden sind harmlos in Vergleich zur dargebotenen Brutalität des Katholizismus, dennoch scheinen sie eine Grenze zu überschreiten. Sancta handelt aus wo die Grenze der Norm, des Aushaltbaren und der Menschlichkeit verläuft und orientiert sich dabei an denen, die in der Tradition der Kirche sonst selten zu Wort kommen.


It’s Raining Woman.
(Gerhard Schindler)

So müsste man den Titel der Weather Girls umschreiben, um der Inszenierung von Florentina Holzinger gerecht zu werden. Die Theatermacherin ist bekannt dafür alle Rollen ausschließlich von weiblichen Darstellerinnen spielen zu lassen, so auch in Sancta, dass im Rahmen der Wiener Festwochen an vier Abenden in der Halle E im Museumsquartier aufgeführt wurde. Das Stück ist eine Oper der österreichischen Choreografin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger, und basiert auf einer Adaption von Sancta Susanna aus dem Jahre 1922 des deutschen Komponisten Paul Hindemith in dem es um die unterdrückte und letztlich hart bestrafte sexuelle Lust einer Nonne geht.

Holzinger setzt auf das Nonnenschicksal auf und baut es zu einem Rundumschlag gegen die männlich geprägte Historie der katholischen Kirche aus. Dieser arbeitet sich entlang einer Eucharistiefeier der katholischen Kirche spektakulös an einer Vielzahl von christlichen Symbolen ab und hinterfragt vor allem die Position der Kirche in Bezug auf Frauenunterdrückung und Lustfeindlichkeit. Dazu zählen bildgewaltigen Darstellungen, in denen sich unter anderem zwei nackten Frauen auf einem neonbeleuchteten Kreuz sexuell belustigen, ein von der Decke hängendes überdimensionales Weihrauchfass, dass zu einer Schaukel degradiert wird oder die Zertrümmerung der Sixtinischen Kapelle mit dem Bild von Michelangelo, in dem Gott Adam zum Leben erweckt. Die Darstellung von Christi Himmelfahrt wird durch einen, auf Bierkisten emporkletternden weiblichen Jesus, persifliert und Rollschuh fahrende nackte Nonnen flitzen gelegentlich über die Halfpipe. 

Schrill, sensationslüstern, trashig – so lässt sich das Spektakel von Florentina Holzinger auf den Punkt bringen. Wie aneinander gereihte Passionsbilder wirken die einzelnen Szenen, die durch liturgische Gesänge miteinander verbunden werden. Nahezu tranceartig steigert sich die Performance, kritisiert einerseits die Methoden der Kirche und nutzt aber gleichzeitig die ritualisierten Prozeduren von Gläubigen für den Ablauf der Show.

Als ‚Höhepunkt‘ wird der Akt der Entnahme eines Stück Fleisches aus einer Akteurin zelebriert und mittels Großaufnahme auf zwei seitliche neben der Bühne platzierte Bildschirme projiziert. Die Darstellung der Danksagung Jesu „nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ hätte mit anderen dramaturgischen Mitteln ebenso funktioniert. Es stellt sich die Frage ob der Vielzahl von menschlichen Tragödien und weltweitem Leid eine theatrale Umsetzung in Form einer Selbstzerstörung eines menschlichen Wesens coram publico adäquat ist. Man ist geneigt die Gedanken des Ethical Turns Florentina Holzinger für ihre nächste Produktion mit auf den Weg zu geben.

Die herausragenden künstlerischen Darbietungen, sowohl der Performerinnen des Holzinger Ensembles als auch der Mecklenburgischen Staatskapelle unter der Leitung von Marit Strindl sowie der Sängerinnen des Opernchors des Mecklenburgischen Staatstheater machten den Abend zu einem gelungenen, in positiver Erinnerung bleibenden, Erlebnis. Das Publikum dankte es den Künstler*innen mit einem gemeinsam gesungen Abschlusslied „Don’t dream it, be it“ und einem langanhaltenden tosenden Applaus. 


Um Himmels Willen
(Gwendoline Wagner)

Vielen, die in einem katholischen Kontext aufgewachsen sind, ist eine Messe und deren Ablauf mehr oder weniger bekannt. Jedoch ist mit Sicherheit zu behaupten, dass eine vergleichbare Messe, wie sie von Florentina Holzingers Sancta auf die Bühne gebracht wird, eher nicht geläufig ist.

Der abendliche Theaterbesuch wird zum wilden Ritt durch festgelegte Kirchenelemente, denen Holzinger und das ganze Ensemble ihren speziellen Touch verleihen. Assoziativ wird ein Turnsaal mit Kletterwand und Halfpipe in die Kirche gebracht. Die Verbindung aus Orchester, Chor und Performenden zieht einen als zuschauende Person in den Bann – Livemusik wird zum himmlischen Erlebnis. Stellenweise fühlt es sich an, als würde spät abends durch das Fernsehprogramm gezippt werden, da aufeinanderfolgende Szenen wilde Stilbrüche unternehmen und teilweise in die Beschreibung eines Fiebertraumes passen. Szene für Szene wird überlegt und verhandelt, was denn noch alles passieren könnte, da es Sancta, ähnlich zu Ophelia’s Got Talent und weiteren Arbeiten von Florentina Holzinger, auf jeden Fall nicht an Schockfaktoren fehlt. Zwischen großen Operneinlagen und Musicalnummern, die stark an Andrew Lloyd Webbers Jesus Christ Superstar erinnern, Rollerdisco-Momenten, Zaubershows und Letzte Abendmahl-Raves, darf es natürlich an Körperkunst und Body-Modifications nicht fehlen.

Sobald eine Kamera auf die Bühne gebracht wird, lässt sich erahnen, dass jeden Moment etwas passieren wird, wobei die Zuschauer*innen durch Großaufnahmen eine geringere Chance haben sollen wegzuschauen, oder eben um das Spektakel noch näher betrachten zu können. Sanctas Nervenkitzel geht wortwörtlich unter die Haut und lehrt dem Publikum womöglich, dass so manche Bibelpassagen durchaus wörtlich genommen werden können – ohne großartigen Interpretationsspielraum.

Dem Stück fehlt es keineswegs an symbolisch plakativen Momenten. Teilweise werden Analogien so überspitzt dargestellt, dass mir nichts anderes überblieb, als zu lachen. Dem Stück gelingt es leichte komische Momente mit Momenten von starken persönlichen Körperreaktionen miteinander zu verbinden. Wie nach einer Messe der katholischen Kirche verlässt mensch die Kirche, die Halle E des Museumsquartiers, und hat Weihrauch gerochen, vielleicht gebeichtet und zusammen gebetet – obwohl auf der Bühne teilweise ein bisschen epischer gebetet wird als vor dem Altar. Aber Holzingers Messe ist um Welten aufregender, bewirkt für kirchenkritische Personen mehr und sendet Zuschauer*innen sündenfrei und mit einem Appell, gegen den wohl nur der lesbische Papst nichts einzuwenden hätte, wieder nachhause.

Jedoch beschäftigt mich eine Frage weiterhin – Welche Bedeutung hat die Biermarke Stiegl für Jesus? Warum Stiegl? Erleichtert Stiegl den Himmelsgang?


Sancta – Ein Spektakel im Kloster
(Alina Fehringer)

11.06.2024. Halle E im Wiener Museumsquartier – Florentina Holzinger verhandelt mit ihrer Opernperformance Sancta an vorderster Front das Verhältnis zwischen weiblicher Lust, Keuschheit und Kirche.

Von der Messe zum Abendmahl

Als Vorlage zu Sancta dient Paul Hindemiths Sancta Susanna. Wie auch in Hindemiths Oper, beginnt die Performance mit der Entdeckung der Sexualität einer jungen Nonne. Während sie sich noch in Diskussion mit ihrer Klosterschwester befindet, beschäftigt sich in Holzingers Werk im Hintergrund bereits ein lesbisches Pärchen miteinander. Sexualität wird hier von Anfang an in einer In-Your-Face Manier umgesetzt.

Thematisch wurde als Einstieg eine Messe gewählt, bald schon aber wird die Schöpfungsgeschichte neu erzählt. Diese Neufassung klagt mittels provokanter (wie humorvoller) Passagen, die in der Kirche vertretenen patriarchalen Machtverhältnisse und die damit einhergehende weibliche Repression an.

Zwischen Kloster und Club

Über die 180 Minuten der Performance passiert viel. Eine Rollschuhbahn wird aufgebaut, auf der Nonnen nackt Tricks absolvieren, eine kleinwüchsige, lesbische Päpstin wird von einem Roboterarm kopfüber gedreht, einer Darstellerin wird von einer Kollegin mittels Skalpell Haut ausgeschnitten, um sie letztendlich gebraten zu verspeisen. Es herrscht Partystimmung als Jesus zu den Klosterschwestern stößt, porträtiert als Superstar. Das letzte Abendmahl wird kurzzeitig zu einem Rave umgestaltet. Zwischendurch wird Liturgie verlesen und messetypische Gesänge und Abläufe vollzogen. Allein musikalisch findet ein Wechsel zwischen Oper, Metal, und Techno statt. Recht schnell wirken die Nonnenroben, neben der Nacktheit der Darstellerinnen als Verkleidung.

Was nicht passiert ist, dass Langweile aufkommt. Gut getaktet, scheint ein Spektakel dem nächsten nachzujagen. Schließlich kommt aber auch Sanctas emotionale Seite zu tragen. Intermezzo, durch persönliche Lebensgeschichten, erzählt von den Tänzerinnen runden die inhaltliche Ebene ab. Doch das Stück bleibt nicht nur für sich geschlossen der Bühne verhaftet. Bruchstückartig erfolgt eine aktive Zuwendung zum Publikum und kleine spielerische Interaktionen mit Zuschauer*innen.

Schmerzhafte Körper

Es geschieht vor allem viel Unverblümtes. Wunden sind Wunden und gepiercte Haut, bleibt reale gepiercte Haut. Schmerz ist ein zentrales Thema des Stückes und wird an Körpern dargeboten und ausgestellt. Selbstgeißelung wird betrieben, entweder als menschlicher Glockenklöppel oder symbolischer Engel, der durch Haken in der Haut an die Decke hinaufgezogen wird.

Die Repräsentation von Frauenkörpern punktet hier durch Vielseitigkeit. Es sind Darstellerinnen unterschiedlichen Alters und Proportionen vertreten. Unabhängig davon, ob sie im Hintergrund eine Wand emporklettern oder im vorderen Bereich der Bühne akrobatischen Darbietungen nachgehen – Frauenkörper werden gezeigt und die Lust nach ihnen offen ausgelebt, und zwar ohne Scham oder Zögerlichkeiten. Damit wendet sich auch das Motiv der keuschen Nonne, die traditionell als männliches Lustobjekt dient, einer selbstermächtigenden Dimension zu. Die Frage, die am Ende jedoch bleibt: Reicht diese Selbstermächtigung, um den eingefahrenen kirchlichen Mechanismen entgegenzutreten?


Die Blüte der Menschheit
(Cemrenur Arzuman)

Um das Zusammenleben der Menschen zu segnen und zu gewährleisten, sind die Bedürfnisse und Wünsche, die im Laufe der Geschichte bestanden haben, an ihre Stelle getreten. Gemeinsame Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche haben die Formel für das Zusammenleben der Menschen transparent gemacht. 

 An diesem Punkt sind viele Konzepte und Phänomene entstanden, die diesen Zustand der Vereinigung geschaffen haben. Das größte Konzept ist ‚Religion‘. Laut Yuval Harari gelten Geld und Imperien als die beste einigende Kraft für die Menschheit. Soziale Arrangements und Hierarchien werden als zerbrechlich definiert, weil sie imaginär sind, aber die Macht der Religion beruht auf ihrer Fähigkeit, diesen fragilen Strukturen in ihrem historischen Prozess eine übermenschliche Legitimität zu verleihen. Er sagt, dass Gesetze nicht die Launen von Menschen sind, sondern Befehle von einer absoluten und höheren Autorität.[1]

 Sancta ist eine großartige Performance-Show, die den Begriff der Religion, der voller Regeln einer absoluten Autorität ist, und die dogmatische Struktur der Religion, die es ihr ermöglicht, mit einem Segen Platz in der Hierarchie zu gewinnen, dekonstruiert und mit einem heiligen Ritual seziert.

 In dem Lied, das zu Beginn der Aufführung wie ein Ritual stattfindet, begannen diese beiden Nonnen auf der Bühne, während sie das Schließen der Fenster besangen, tatsächlich den Schrei, die Wünsche, Wünsche und den Körper selbst zu schließen. Aber die Mauern und Ziegelsteine in der Ecke werden durch die Infragestellung der menschlichen Geschichte, ihrer eigenen Struktur, ihrer Schwächen, ihrer Stärke, ihrer Rebellion, des Bösen und des Guten ersetzt werden. 

 Diese postmoderne Performance hat zur Transformation der Musik der rituellen Struktur sowie zur Dekonstruktion von Artefakten, Ereignissen und sakralen Strukturen in der Geschichte geführt und eine neue Bedeutung erhalten. 

 Die Tatsache, dass die Performancekünstlerinnen auf der Bühne manchmal als Nonnen gekleidet und manchmal nackt sind, zeigt, dass der Mensch selbst von dem ihm auferlegten Wertesystem und den daraus resultierenden Urteilen und Regeln umgeben ist. 

Die Tatsache, dass eine weibliche Darstellerin die Glocke betritt, um als Klöppel in dieser zu fungieren, und so Teil der Glocke wird, welche sie mit ihrem eigenen Körper läutet, belebt die totalitäre historisch-religiöse Struktur wieder. 

Aber mit der Ankunft Jesus auf der Bühne beginnt das Stück, seinen eigenen Körper zu füllen, denn Jesus ist nicht nur ein religiöses Symbol, sondern interpretiert auch den Menschen selbst aus der Vergangenheit in die Gegenwart und drückt dies in der heutigen patriarchalischen Gesellschaft aus, als Frau, als Nicht-Hierarchin, die die Hierarchie selbst herausfordern wird. 

 Die Erschaffung Adams wurde sichtbar und begann mit dem Zerfall des ursprünglichen Werkes, nämlich des Freskos in der Sixtinischen Kapelle, in der Aufführung. Gottes Erschaffung Adams, aber die Erschaffung und Existenz der Frau aus Adams Knochen, wird später in der Szene mit Hilfe eines Zuschauers dargestellt. In diesem Fall leitet die Zerstörung dieses Freskos und der Slogan „Lets start the mess“ den Zusammenbruch und die Infragestellung großer Erzählungen ein. 

Die Wirkung der Parodie ist frappierend mit der vorschreibenden und bevormundenden, autoritären, strafenden Struktur der Religion in den Kirchen auf die Wünsche, die Sexualität und den Körper der Menschen, die Einbeziehung sogar Jesu als Frau in das Stück, die Umkehrung großer historischer Erzählungen und die Intertexualitätsstruktur. 

Ein weiterer auffälliger Punkt ist, dass Jesus, der in einer Szene des Stücks aufgehängt wird, erkennt, dass er nackt ist, als er den Apfel isst, den Eva ihm geschenkt hat, und sich dafür schämt. 

Beim Letzten Abendmahl wird das Sündenbekenntnis Jesu unter Beteiligung der Menschen auf der Bühne und sogar der im Publikums als Manifest für die Katharsis positioniert, für die Menschen, die versuchen, ihre eigene Kraft zu finden und zu leben, indem sie sich der Autorität selbst entledigen, zusammen mit ihren großen Wünschen und Sehnsüchten. 

Die Kollision des religiösen Narrativs mit einer postmodernen Haltung in der Performance hat der Existenz des Menschseins Raum gegeben und damit die Kraft des Selbst, der Hoffnung und der Liebe erblühen lassen. 


[1] Harari, Yuval Noah: Eine kurze Geschichte der Menschheit, Vintage Publishing, S.212


Florentina Holzinger lässt sich in Sancta nach Ophelia’s Got Talent erneut von einem zu umständlich geratenen Bühnenapparat einschränken. Erst im Pausenfoyer der Halle E strömt Licht durch ein Bleiglasfenster: Lane Shi Otayonii an der Orgel. 
(Ferdinand Zecha)

Wien, 11. Juni 2024. Den Moment der Ergriffenheit erfuhr man nach dem Verlassen der Halle E. Im Foyer spielte die chinesische Künstlerin Lane Shi Otayonii an einer elektronischen Orgel. Sie öffnete ihrer Stimme nicht den ganzen Klangraum, sondern ließ die Kehle ein kleines Stück weit geschlossen. Die Stimme wetzte somit am Widerstand, kam getrübt zum Ausdruck. Ihren eigenen Körper übergab sie gänzlich dem neu geschaffenen Klangkörper. Ein Gefühl von Dringlichkeit wurde vermittelt, welches man in der zuvor 2 Stunden und 30 Minuten andauernden Inszenierung Sancta vermisste.

Florentina Holzinger versuchte mit Chorgesang, einem großen Weihrauchfass und verschiedenen Lichtsetzungen nicht nur diskursiv, sondern auch sinnlich, die katholische Kirche als Ausgangspunkt für ihre Dekonstruktionen zu markieren. Mit großem Aufwand wurden Bilder aufgebaut, denen es leider jeweils an der letzten Formstrenge mangelte, um einen im Publikum Transzendenz erahnen zu lassen. 

Wie bereits Kirill Serebrennikovs Barocco veranschaulichte, sind jene Bilder, die in der Anlage als plakativ anmuten, in der präzisen Ausführung jedoch überraschen, oftmals die überzeugendsten. Bei Barocco spielte ein Mann mit einer Hand am Klavierflügel, während seine zweite von einem abgewandten Gefängniswärter mittels Handschelle von der Tastatur ferngehalten wurde.

In Sancta lässt Holzinger den Körper als Klöppel einer Kirchenglocke fungieren. Die Beine im Bauch der Glocke montiert, schwingt der kopfüber hängende Körper der Darstellerin an den Glockenrand. Scheinwerfer hüllen in diesem Moment die gesamte Bühne in ein blaues diffuses Licht, welches auf den Lichteinfall in den katholischen Kathedralen verweist. Man erkennt den Ansatz eines wunderbaren poetischen Bildes und wartet darauf, dass eine Gespanntheit den ganzen Raum erfasst. Es bleibt aus. Im vorderen linken Teil der Bühne bleibt ein Industrieroboter, der in einzelnen Sequenzen zur Verwendung kommt, durchgehend montiert. Er bricht den in dieser Szene ansonsten symmetrisch angeordneten Bühnenraum. Diese Störung erscheint eher logistisch bedingt als dramaturgisch. Der Glockenschlag wird nicht zu einem sakralen.

Es bleibt der Eindruck, als hätte sich Florentina Holzinger nach den großen Schwimmbecken in Ophelia’s Got Talent erneut einen Bühnenapparat geschaffen, der eine Eigendynamik entwickelt, in der sich Holzinger und ihre Kompanie verlieren. Man wünscht ihr, dass Sie nach diesen großangelegten Projekten eine kleine Fingerübung einschiebt. Practicing with elements of dance and music on stage könnte es lauten. Keine vollbeladenen LKWs, nur einen Kofferraum.


Sancta Susanna
Sister Act mal anders
(Katrin Firlinger)

Sancta startet als Inszenierung von Paul Hindemiths religionskritischer, expressionistischer Kurzoper, Sancta Susanna, aus dem Jahr 1922. In dieser erzählt Schwester Susanna von einer Nacht vor vielen Jahren in der eine ihrer Ordensschwestern nackt in ihr Zimmer trat, um die Ikone Christis zu küssen. Die Ordensschwester wurde eingemauert, Sancta Susanna selbst zieht sich nackt aus und verkündet „Ich bin schön.“ Ihre Schwester lehrt ihr „Keuschheit, Armut, Gehorsam“, als Satanus angeprangert zwingen die Ordensschwestern sie zur Beichte. 

Bereits in dieser als Ouvertüre genutzten Oper scheut Holzinger nicht vor Nacktheit und pornografischen Inhalten zurück, so wird anhand zweier mit LED-Lichtern versehenen Traversen ein Kreuz gebaut, auf welchem zwei Frauen sich gegenseitig penetrieren und Cunnilingus betreiben. Der Geist der zuvor eingemauerten, nackten, schreienden Ordensschwester bricht in einem Metal-Gitarrensolo frei und screamtsich anhand dieses Befreiungsschlags zu Rotlicht und Stroboskopeffekten die Seele aus dem Leib. Was folgt ist eine bunte Mischung aus Revue, Akrobatik, Groteske, Satire, Comedy und Performance-Kunst. Anhand des Aufbaus eines katholischen Gottesdienstes übt Florentina Holzinger gezielt Kritik an Praktiken der Katholischen Kirche, gibt jenen, die über die Jahrhunderte am meisten Opfer religiöser Gewalt wurden eine Bühne und lässt dabei alle Hemmungen fallen. Musikalisch finden viele Genrewechsel zwischen Metal, Gospel, Disco, Musical, Rockoper und Kirchenmusik verschiedenster Epochen statt.

Das Bühnenbild besteht aus einer Kletterwand im hinteren Teil der Bühne, die gelegentlich als Projektionsfläche genutzt wird, Rechts und Links der Bühne befinden sich zwei Skateboard-Rampen, welche zusammengeschoben und mit Rollschuhen befahren werden können. Als Priester fungiert ein Industrieroboter im linken vorderen Teil der Bühne. Über der Mitte des Bühnenraums hängt eine große Glocke. Zusätzlich dazu wird viel mit christlichen Symbolen, Metaphern, Mythen und Praktiken gearbeitet, die sich in den Requisiten und minimalen Kostümteilen widerspiegeln. Im Fokus der Inszenierung steht jedoch der nackte Frauenkörper, welcher zuerst als Spektakel inszeniert, dann aber zur Norm wird.

Extreme werden den weiblich gelesenen Darsteller*innen abverlangt, so wird eine Performerin gleich Anfangs zum Klöppel der großen Glocke, indem sie ein Seil emporklettert, sich selbst festhängt und kopfüber von Innen mit einer gewissen Brutalität gegen die Glocke schlägt. Es werden nackt Stunts mit Rollschuhen aufgeführt, Bierkisten gestapelt und hochgeklettert, Saltos in der Luft gedreht, während dabei gesungen wird. Ebenfalls viel abverlangt wird einer Performerin, welcher mit einem Skalpell anhand der Gabenbereitung eine kleine Wunde zugefügt wird. Dies wird live auf den seitlich montierten Bildschirmen in Großaufnahme übertragen. Die Wunde wird berührt, das Stück Fleisch angebraten und im Zuge der Gabenbereitung gegessen. Dies stellte auch für das Publikum eine Herausforderung dar. 

Neben Grotesken Elementen nutzte Holzinger auch Comedy und Publikumsinteraktion für sich. So wird Jesus von einer Performerin als eine Mischung aus Drag King-Hippie und möchtegern Hiphop-Rockstar dargestellt. Dieser präsentiert sich mit seinem, an der Schulter ruhenden, Schäfchen als Comic Relief, bezeichnet sich selbst als armer Tischler, Revolutionär, Freigeist und Künstler, ohne Nationalität. Der Papst, gepielt von einer kleinwüchsigen Frau tritt neben zwei nackt, nur oberhalb des Torsos spärlich bekleideten Kardinalsgestalten auf, wird am Roboter festgemacht und repräsentiert ab diesem Zeitpunkt die Stimme Gottes im Buch Genesis. Wortwörtlich wird danach die Idee der Institution Kirche, mit ihren Glaubenssätzen der Delegitimierung von Sex, Stigmatisierung queerer Personen und Geboten von Reinheit anhand der projizierten Sixtinischen Kapelle dekonstruiert, demontiert und demoliert. 

Was kommt nach der Dekonstruktion?

Die neue Kirche wird auf dem Gedanken der Toleranz und Liebe wieder aufgebaut. „Love never fails“, verkündet eine blaubärtige non-binäre Person mit weiblichen Genitalien. Das letzte Abendmahl wird zur Rave Party nackter Nonnen und anderer Gläubiger. Mit Ironie wird musikalisch Andrew Lloyd Webbers Rockoper Jesus Christ Superstar anhand der gleichen Akkordfolgen, Basslinie und musikalischen Themen nachgeahmt, ohne dieses direkt zu nennen.

Demoliert und kritisiert wurde letzten Endes nicht die Idee des Christentums an sich, sondern das starre, frauenfeindliche System des Katholizismus. Holzinger gebiert gegen Ideen der Keuschheit und des Gehorsams auf, verlangt den Ausbruch aus starren, fesselnden Systemen, welche zuerst durch die Mauer dargestellt wurden, in welcher die Nonne eingemauert wurde und dann durch das Fresko der Kapelle. Sie verleiht der Stimme der Frau Gehör. Wie auch in Hindemiths Oper wird hier projeziert „Ich bin schön.“. Es wurde Intitutionskritik, weniger Religionskritik betrieben und dies erfolgreich. Das Regime der erdrückenden Seite des Katholizismus wurde demoliert, ein neuer Weg für zuvor verfolgte und ausgestoßene Personengruppen und vorallem Frauen geöffnet, das Konzept von „Liebe deinen Nächsten“ unter anderem nicht nur stehen gelassen, sondern verstärkt. Unterhalten und beeindruckt von der darstellerischen, schauspielerischen, künstlerischen Leistung und der Vielfältigkeit des dargestellten Konzeptes wurden wir von der Messe entlassen.


Physische heilige Messe, heilige weltliche Physis
(Laura Šarochová)

Durch die Verbindung des sakralen Akts der Messfeier mit der Darstellung der Exzentrizität des menschlichen Körpers schafft Florentina Holzinger ein monumentales Werk, das die Formen und Grenzen der physischen Existenz im Kontext und im Kontrast der dogmatischen Konzeption des katholischen Lebens untersucht. 

Florentina Holzinger leitet ihre Performance mit einer kurzen Szene aus Hindemiths Oper Sancta Susanna ein und lässt das Publikum ohne große Einleitung oder Kontext mitten in die erotische Ekstase der ‚gefallenen‘ Nonne eintauchen, deren erotische Phantasien sich in expliziten Darstellungen des homosexuellen Liebeslebens materialisieren. Florentina Holzinger sucht in ihrer Arbeit nach den Grenzen, Formen und Erscheinungsformen des körperlichen Seins durch die Struktur der dogmatischen religiösen Lehre im Zusammenhang mit dem Umgang mit den Themen des Körperlichen und des Erotischen. Die Paraphrase der Messfeier ist das zentrale Konstrukt der gesamten Aufführung. Die gesamte Gruppe der Darsteller*innen geht bei der Feier der Messe bis an den Rand der körperlichen Präsenz und stellt durch Nacktheit, Erotik und körperlichen Schmerz die unterschiedliche Welt des instinktiven, natürlichen menschlichen Körpers und die dogmatische Lehre der katholischen Kirche mit ihrer eigenen strengen Auffassung von den körperlichen Bedürfnissen des Menschen und dem festgelegten Zölibat in den Mittelpunkt. Die Nacktheit ist dabei ein integraler Bestandteil der Performance, die im Gegensatz zum deutlichen Kontext des religiösen Lebens und des religiösen Umfelds diese Überschreitung sozialer und konventioneller Grenzen bei der Suche nach beziehungsweise der Akzeptanz des Selbst noch verstärkt. Der nackte Körper als Material, als Mittel, als Instrument, als sakrale Gruppierung von Materie, als explizites Bewusstsein des Selbst im Kontext der Welt durch die körperliche Erfahrung von Schmerz, Lust, Bewegung und die Nachahmung der Starrheit des gekreuzigten Körpers Christi, so präsentiert Florentina Holzinger das Konzept und die Wahrnehmung des Körperlichen. Und dies in allen Aspekten und Formen des menschlichen Körpers, unabhängig von sozialen oder religiösen Zuordnungen. 

Der wesentliche Bestandteil des gesamten Stücks ist die musikalische Bearbeitung und Aufführung. Die Kombination von Werken von Bach und Rachmaninow mit Metallpassagen, Werken zeitgenössischer Komponisten und allen Arten von Klängen und Bewegungen während der Aufführung kontrastiert die Erhabenheit und Heiligkeit der Messe mit den ‚antireligiösen‘ Manifestationen der menschlichen Existenz, die am Rande des Bewusstseins und der Ekstase schwanken. Der intime, in manchen Momenten fast sakrale, Umgang mit klassischer Musik, die sich mit Popkultur und Metal-Riffs überschneidet, schafft ein Mosaik aus wechselnden Gefühlen von Bewusstseinszuständen und Ekstase, physischer Präsenz und psychologischer Distanz zum Moment des Hier und Jetzt.

Florentina Holzinger hat in Zusammenarbeit mit Marit Strindlund (Musikalische Leitung) und der ganzen Gruppe von Darsteller*innen eine atemberaubende Show geschaffen, die von den ersten Momenten an zwischen der Rätselhaftigkeit beziehungsweise dem Mysterium einer religiösen Weltanschauung und der absoluten physischen Präsenz in all ihren Manifestationen und Formen oszilliert. Sancta ist eine dynamische, exzentrische, absolut körperliche und doch mystische Show, die zum Kern geht und die durch die biblische Geschichte von der Erschaffung der Frau und die Paraphrase der Ereignisse des letzten Abendmahls und der Kreuzigung, darauf abzielt, eine neue (religiöse) Welt ohne dogmatische Konventionen, losgelöst von der physischen Existenz zu ordnen.


Sancta arbeitet nach im Kopf
(Kathrin Quatember)

Ich habe bewusst mit der Nachtkritik bis am Tag nach Sancta gewartet. Und selbst jetzt noch muss ich feststellen, dass ich stark überreizt bin. Es war ein noch größeres Spektakel, als ich erwartet hatte. Explizit, laut, leise, zum Teil an der Grenze mancher im Saal, die bei den Verletzungsszenen das Gesicht abwendeten. Das mag auf den ersten Blick verständlich wirken. Andererseits muss ich die Frage stellen: Über Jahrhunderte hinweg passierte bei all dem, was durch die Hand der Akteure der katholischen Kirche passierte, doch genau das. Ist es grenzüberschreitend, auf der Bühne Verletzung, nackte Körper, Exzess, ‚Sünde‘ zu zeigen? Je länger ich darüber nachdenke, desto eher komme ich zum Schluss, dass dem nicht so ist.

Ich betrachte das Stück aus den Augen der Historikerin, die sich während des Erststudiums viel mit marginalisierten Gruppen in Mittelalter und früher Neuzeit beschäftigt hat. Was bei Sancta zu sehen und zu hören war, ist alles, was bereits damals als sündhaft, als wider den Prinzipien der Unterdrückung angesehen wurde: Nacktheit, Lust, Freude am eigenen Körper und am Körper anderer, Widerstand, Sexualität, Abschütteln patriarchaler Herrschaft, Selbstbestimmung, Akzeptanz des Gegenübers, wie es ist. Es ist eine Pervertierung dessen, was seitens der Kirche als pervers betrachtet wurde und wird. Und wird dadurch zu einer Neuinterpretation der Schöpfungsgeschichte, wie sie auch hätte sein können. Wo die sixtinische Kapelle eingerissen und neu zusammengesetzt wird. Schlicht ein Sakrileg. Satan tanzt mit der Päpstin, die Gruppe der Apostel wird neu arrangiert und das Kreuz im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt.

Ob bewusst oder nicht: Manche Szenen nahmen Anklang an Elementen von Horror und Gore. Ein bisschen Der Exorzist da, ein bisschen Rob Zombie dort. Musikalisch unterstrichen von Metal, dem gerne satanisches nachgesagt wird, der jedoch mehr mit klassischer Musik zu tun hat, als es auf den ersten Blick scheint. 

Würde ich gefragt werden, ob mir Sancta ‚gefallen‘ hat, so müsste ich antworten: Ich weiß es nicht. War das Stück beeindruckend? Auf jeden Fall. Das Ensemble bewirft das Publikum regelrecht mit Reizen. Ich wusste teilweise nicht, wohin ich meinen Blick richten sollte, weil auf der Bühne so viel passierte. Ob Absicht oder nicht: Der Nachhall von Sancta wird bei mir definitiv noch länger andauern.