SYSTEMSPRENGER

System Crasher, Regie & Drehbuch: Nora Fingscheidt, Deutschland 2019

Systemsprenger_Jury
What if…? – Jury statement by the students

Reviews/Kritiken von Anna Sophie Blei & Patrizio Ferretti, by Sophie Schleifer & von Julia Wurzinger


Regisseurin Fingscheidt sprengt das Filmsystem

von Anna Sophie Blei

Sprengen. Ein Haus? Eine Brücke? Eine Mine? – Nein, Benni sprengt das System! Eigentlich will sie nur eine ganz normale Kindheit, Liebe von ihrer Mutter, eine intakte Familie, Respekt und vor allem Verständnis von einer Bezugsperson. Denn sie lässt sich nicht verarschen, sie merkt, wenn es die Menschen um sie herum nicht ernst mit ihr meinen. Sie ist ein Systemsprenger, sie lässt sich nicht in irgendwelche Normen zwängen und aus Regeln macht sie sich nichts. Das Ende wird bewusst offen gelassen, denn egal ob gutes oder schlechtes Ende, beides würde die Message des Films kaputt machen und auch nicht die Realität widerspiegeln, denn diese Geschichte hat kein Ende, für Benni geht es immer weiter, ein Leben lang.

Der Film SYSTEMSPRENGER ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Nora Fingscheidt. Vor der Realisierung dieses Projekts recherchierte sie über mehrere Jahre hinweg in verschiedenen sozialen Einrichtungen. Die Erfahrungen verarbeitete sie in dem Drehbuch, das sie selbst geschrieben hat. Auch wenn die handelnden Personen frei erfunden sind, hat jede Figur ihren Ursprung in der Realität, oft werden mehrere verschiedene Persönlichkeiten, die sie während ihrer Recherche kennengelernt hat, von Fingscheidt vereint.

SYSTEMSPRENGER kritisiert Lücken im deutschen Sozialsystem und zeigt Schwachstellen auf. Im Zentrum steht Bernadette, die sich Benni nennt und von Pflegefamilie zu sozialer Einrichtung weiter gereicht ohne jemals irgendwo anzukommen. Immer wieder gibt es Auslöser, die ein unbekanntes Trauma ans Licht bringen: Sie rastet aus, wird gewalttätig, schmeißt alles durch die Gegend was nicht niet- und nagelfest ist oder rennt weg. Sie sprengt alle Normen, nicht aus böser Absicht, sie weiß sich einfach nicht anders zu helfen.

Zunächst muss man die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller*innen lobend erwähnen, besonders Helena Zengel, als Benni, konnte überzeugen. Die Wutanfälle sind sehr authentisch, man kann in ihrem Gesicht Emotionen lesen wie in einem Buch. Sie schafft es, dass der*die Zuschauer*in mit ihr mitfühlt und die ganze Zeit über DIE Lösung nachdenkt doch gleichzeitig versteht man die Menschen, die sie bereits aufgegeben haben. Es ist wahnsinnig unangenehm Benni zuzuschauen und genau darauf zielt der Film ab. Man soll sich unwohl fühlen. Man möchte, dass dem Mädchen geholfen wird, man kann aber sehr gut nachvollziehen, warum nach und nach alle Bezugspersonen resignieren und auch die staatlichen Institutionen nicht mehr wissen was sie tun sollen. Durch dieses Verständnis, für alle Seiten, wird niemandem direkt eine Schuld zu geschrieben. Nicht den Sozialarbeiter*innen, nicht der Familie, noch dem Kind selbst. Kritisiert wird letztendlich nur das durchbürokratisierte Sozialsystem, denn auch wenn jemand helfen will, so ergeben sich immer Hindernisse und Vorschriften die dem*der* Helfenden im Weg stehen.

Technisch gesehen ist es sehr interessant, dass man an der Kameraführung die innere Gefühlslage Bennis erkennen kann. Denn in den aufbrausenden Situationen wird sich zumeist für eine von Hand geführte Kamera entschieden, deren Instabilität auf das Mädchen übertragbar ist. In den verhältnismäßig seltenen, ruhigen Sequenzen wird auch auf ein Stativ zurückgegriffen. Diese Verstärkung zieht den*die Zuschauer*in unbewusst noch viel stärker in Bennis Gefühlswelt. Auch die Flashbacks, immer in rosa und pink gehalten, führen einen tiefer in den Kopf der Systemsprengerin, denn es werden knappe Hinweise auf die Vergangenheit und somit auf die Ursache des Traumas gegeben.

Am Ende polarisiert der Film und spaltet unseren Kurs in zwei Seiten. Es ist ein Film, der in der heutigen Gesellschaft notwendig und unbequem ist, denn man muss sich mit einem Thema beschäftigen, das normalerweise den breiten Teil der Bevölkerung nicht betrifft und dabei nichts beschönigt. Beim Zusehen ist das unangenehm, hässlich und tut emotional schon fast weh. Es wird einem breiten Publikum ein Einblick in Bennis Welt gegeben. Auch wenn man nichts weiter über ihre Zukunft erfährt, begleitet sie und ihr Schicksal vielleicht den einen oder die andere noch eine Weile in den Gedanken.


SYSTEMSPRENGER – Eine Frage ohne Antworten

von Patrizio Ferretti

Es fühlt sich seltsam an, und doch irgendwie passend, dass ein Film, der sich mit solch einem widersprüchlichen Thema wie das des Systemsprengers beschäftigt, selbst widersprüchlich ist.

SYSTEMSPRENGER ist nicht nur der Titel des Films, sondern wird auch als Begriff verwendet, um Personen zu bezeichnen, meistens Jugendliche, deren instabiler mentaler Zustand es ihnen unmöglich macht, sich im Hilfssystem zu integrieren; wie beispielsweise die kleine neunjährige Benni, welche ein extrem schwieriger Fall ist, so sehr, dass Integration vielleicht sogar unmöglich ist. Im Laufe des Films folgen wir dem Mädchen von einer Wohngruppe zur nächsten und werden Zeugen eines Teufelskreises, in dem Benni nach den ersten ruhigen, fast glücklichen Momenten gewalttätig und unkontrollierbar reagiert; ein Teufelskreis, der sich immer wiederholt, bis sich die Beziehung zu jeder Person in Bennis Leben – zu Schulbegleiter Micha Heller, zu Jugendamt- Repräsentantin Frau Bafané und zu ihrer eigenen Mutter – unaufhaltsam verschlechtert.

Eins muss vom Anfang an klar sein: Nora Fingscheidts Werk ist ein effektives, schlagkräftiges Portrait einer sozialen Realität, die selten in Filmen dargestellt oder diskutiert wird. Jede der Haupt- und Nebenfiguren ist perfekt besetzt und alle tun zweifellos ihr Bestes mit einem Drehbuch, das ihnen auf jeden Fall genügend Material gibt. Insbesondere ist es die kleine Helena Zengel in der Titelrolle, die jede Szene an sich reißt, an sich eine wunderbare Leistung, wenn man bedenkt, wie schwierig es für ein Kind sein muss, solch eine Rolle zu spielen. Dank ihr und den Nebendarsteller*innen entspinnt sich weitestgehend eine vielschichtige Dramaturgie. Doch leider ist nicht alles so perfekt, wie es sein möchte: denn sobald der Film versucht, sich als fiktionales, emotionales Drama aufzubauen, gerät er ins Stocken.

Der Film vermittelt mehrmals den Eindruck, das Publikum dazu bringen zu wollen, unbedingt nur Mitleid für Benni zu empfinden: man könnte es in der Art sehen, wie die Konflikte zwischen Benni und den anderen Figuren ausgelöst werden – Benni ist gewalttätig, aber es handelt sich dabei um Reaktionen auf brüske Worte oder Gesten der anderen Figuren – und wie die Regie das Kind oft in ihrer einsamen Lage allein ins Bild setzt. Aber Mitleid aufzubringen ist viel einfacher gesagt als getan. Selbstverständlich ist Mitleid mit einer psychologisch instabilen Außenseiterin notwendig, vor allem, wenn es sich um ein Kind handelt; aber das Drehbuch gibt uns nie wirklich einen Grund für Bennis mentalen Zustand, verrät uns nie die Quelle ihrer Traumata und erlaubt uns nie wirklich zu wissen, wie und was sie überhaupt fühlt. Und weil Bennis Verhalten so gewalttätig und außer Kontrolle ist, dass sie mehrmals den Leuten in ihrer Nähe physisch oder psychologisch schadet, wird es immer schwieriger, Mitleid zu empfinden, und stattdessen immer einfacher, zu denken, es wäre viel besser sie einfach irgendwo einzusperren: insbesondere eine Szene, die Benni mit einem Baby zeigt, geht zu weit. Kurz gesagt, es ist schwierig, Mitleid mit einer Figur zu empfinden, deren Probleme wir nicht wirklich verstehen können, die nur glücklich ist, wenn die Dinge so laufen, wie sie es will, die dauernd sich selbst oder anderen wehtun wird, um sie dazu zu bringen, das zu machen, was sie will, die gewalttätig und ungerechtfertigt handelt und kein einziges Mal einen Versuch macht, sich zu bessern. Die Schuld liegt immer bei jemand anderem, nie bei ihr selbst. Oft scheint der Film genau das zu sagen, und diese Momente schwächen die Wirkung vieler Szenen.

Aber vielleicht ist auch gerade das der Punkt. Der Film illustriert die Kondition des Systemsprengers auf sehr realistische Weise, und in diesen Fällen wird eine emotional unbeteiligte, trockene Atmosphäre geschaffen, die manchmal ans Dokumentarische grenzt; hand-cam, shaky-cam und eine schnelle Montage garantieren einen rasanten Rhythmus, und ein paar interessante visuelle Ideen tauchen auf, vermutlich um den instabilen Zustand des Kindes zu zeigen: Jedes Mal, wenn Benni „flippt“, wird die Bildebene von einem Ansturm auffälliger Schnitte und verworrener Bilder überrollt, die kaum ein paar Frames lang dauern. Die Regisseurin Nora Fingscheidt ist clever genug um zu wissen, dass sie keine Antwort auf die Probleme, die der Film präsentiert, geben kann – keine richtigen auf jeden Fall – und in ihren Versuchen, eine Lösung zu finden, versucht sie die Härte des Jobs der Institutionen und Sozialhilfegruppen zu zeigen. Und wann immer sie nur das tut, funktioniert alles prima. Man muss ihr für ihre Courage gratulieren, so ein heikles Thema ohne Zurückhaltungen anzusprechen.

Alles in allem beinhaltet SYSTEMSPRENGER genug positive Aspekte, sodass sich die Filmerfahrung im Ganzen lohnt; natürlich handelt es sich nicht um einen leichten Film. Wegen der realistischen Entwicklung des Themas und der unangenehmen Atmosphäre ist die Filmsichtung eine eher bedrückende Erfahrung, vom düsteren Anfang bis zum offenen Ende, das sehr passend mit einem Cliffhanger zu den Credits führt.

Nein, bestimmt gibt es keine richtigen Antworten.


SYSTEM CRASHERS – Struggling in a System

by Sophie Schleifer

Nora Fingscheidt, primarily known as a documentary filmmaker, takes on her first feature film with her 2019 release of SYSTEM CRASHER which she directed and wrote. The film tells the story of nine-year-old Benny, a so called “system crasher”, fighting her way through the child welfare system in Germany. Her antisocial and aggressive behavior forces her out of every foster family and group home she is ever admitted into. The film is based on extensive research, with the plot being a culmination of many different cases. Fingscheidt’s film takes on the complexity of this issue in an unfiltered way, especially not shying away from showing disturbing and emotional images. The film depicts intense physical and psychological violence as well as very intimate moments.

Her venture into feature films could be explained with her wish of not wanting to expose an individual child through a documentary. By combining different cases she can focus on the issue. The director’s clear intention of raising awareness on the topic further underlines the decision to make a feature film, by opening the possibility of mainstream attention, which it did receive, for example, at the Berlinale 2019. Knowing she will reach a broader audience, she is forced to create a story which carries the weight of this topic. The film is directed towards audiences that are unaware of this issue or know little about it, it has a responsibility to educate them on this issue.

Making a film like this is a risk and now that it’s got our attention, it won’t let us off the hook lightly. The film starts off with an explosive scene: We see Benny out of control in the courtyard of a social institution, having to be restrained from harming the other children. Everyone escapes into the nearby building, leaving her behind and alone. This leads to her aggressively hurling a toy at the window which separates her from the rest. One social worker asks if the window is stable enough to contain her and it’s established it is. Shortly after that Benny manages to crack the window. We are put in an ambiguous state, by being appalled by her behavior, yet also seeing how ineffectively her environment deals with it.

In contrast to Benny’s outbursts of aggression, we also witness her very vulnerable moments. Scenes where she sits on her mom’s lap, plays with a stuffed animal and wets the bed, we are constantly reminded of the fact, that she is still “only a child”. In the beginning it leads us into giving her our empathy, yet it fades as we start to anticipate her losing control. We go from being shocked about her aggressions to surprised when she can contain herself. Later in the movie Benny is holding a child, who touches her face (face touching having previously been the catalyst for brutal behavior) which leads us to expect the worst, yet Benny surprises us by not reacting to it. Thus, the movie manages to manipulate our emotions and expectations to show the complexity of the situation.

The film, wanting to stay in people’s minds, keeps us on edge with disturbing images, mainly using shock to maintain emotional involvement. The viewing experience is almost overwhelming. Scene after scene follows, sometimes feeling almost unfinished before moving on, especially when using hasty jump cuts, highlighting the fact that there is almost too much to fit into a two-hour movie. This choice seems unnecessary, since it is obvious that there are many more stories that exist. Because of that, the movie gives a feeling of overexaggerating the topic leaving us speculative of how to imagine a “real life system crasher”, almost mystifying these children. Additionally, leaving us confused as to what exactly to take away from the film. Benny’s past is touched upon, for example, by vaguely bringing up a childhood trauma, but it is never elaborated on. This seems to underline how complex these stories are, without being too specific, but has the effect of leaving us confused and wanting to know more.

The film ends with the protagonist jumping into an unknown future and a sudden crack in the glass. Over its two-hour running time, this film has, especially through superb acting by Helena Zengel, given us a good idea of this issue. The movie screen has doubled as a window to see into this world, the crack reminding us one last time about the reality of this subject matter.

The movie takes a critical stand against the social system opening the discussion to a topic, which has long been avoided yet deserves considerable attention. Yet combining various cases together and creating an extreme, it takes away from the legitimacy of the character, making it difficult for us to walk away with a clear understanding of the situation and the empathy it deserves. We leave the film feeling as helpless and frustrated as all the people in Benny’s life.


Explosion in Knallpink

von Julia Wurzinger

Nora Fingscheidts Spielfilmdebüt ist bedrückend, wirklichkeitsnah und soll sensibilisieren – für ein Thema, das inmitten unserer Gesellschaft existiert und gleichzeitig nicht weiter an deren Rand gedrängt sein könnte.

Die totgeschwiegene Existenz marginalisierter Gruppen ist ein gängiges Problem – bloßes Wegschauen ist – Überraschung! – auch in Bezug auf verhaltensauffällige Kinder keine Lösung. Was oft ignoriert, auf falsche Erziehungsmaßnahmen der Eltern zurückgeführt, oder als kindliche Energie abgetan wird, wird im Drama SYSTEMSPRENGER zum zentralen Thema. Der 2019 in Deutschland produzierte Film erzählt die Geschichte der neunjährigen Benni (Helena Zengel), die aufgrund ihrer unkontrollierbaren Aggressionen von einer Einrichtung zur nächsten weitergereicht wird. Ein Versagen des Systems?

Zu wild fürs System

Wie ein knallpinker Blitz durchbricht Benni die triste, deutsche Vorstadtidylle – dass das aufgeweckte Mädchen jedoch nicht wie die anderen Kinder ist, wird schnell klar. Durch ihre ständig wechselnden Gefühlsregungen scheitern alle Versuche, sie auf Dauer in einer Pflegeeinrichtung unterzubringen. Einzig die Obhutnahmestelle, in der ihre langjährige Bezugsperson Frau Bafané arbeitet, nimmt das Mädchen gezwungenermaßen immer wieder auf. Während die Mutter heillos überfordert mit Benni ist, wünscht sich das Kind nichts sehnlicher, als wieder bei ihr und den jüngeren Geschwistern wohnen zu dürfen.

Die Situation scheint aussichtslos, bis der neue Schulbegleiter Micha (Albrecht Schuch) durch seine unkonventionelle Herangehensweise zu ihr vordringen kann, indem er sie wie ein ganz „normales“ Kind behandelt. Sein Vorschlag, drei Wochen im Wald in völliger Abgeschiedenheit mit dem jungen Mädchen zu verbringen, scheint erste Früchte zu tragen. Die keimende Beziehung dieser Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, ist gleichermaßen berührend und doch höchst problematisch – denn Sozialarbeiter sind zur Wahrung der professionellen Distanz verpflichtet.

Oscarreife Leistung

Die Regisseurin thematisiert in ihrem Drama somit nicht nur die familiären und emotionalen, sondern besonders auch die bürokratischen Hürden, mit denen die junge Protagonistin tagtäglich konfrontiert ist. Selbst ein stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie ist keine Option, da Benni mit ihren neun Jahren scheinbar noch zu jung für „das System“ ist. Nora Fingscheidt schafft es durch ihre intensive Praxisrecherche in echten Pflegeeinrichtungen, dem Publikum einen beeindruckend realistischen Einblick in das deutsche Sozialsystem zu vermitteln. Die hochsensible und wirklichkeitsgetreue Herangehensweise an dieses gesellschaftliche Problem soll nun auch die Oscarakademie überzeugen. Der in Deutschland bereits vielfach ausgezeichnete Film geht kommenden Februar ins internationale Rennen um die beste nicht-englischsprachige Leistung.

Gefühlsgeladen und realitätsnah

Das Leben des jungen Mädchens ist geprägt von Umbrüchen, rapiden Wechseln und Rückschlägen. Diese traurigen Muster spiegeln sich auch in der Gesamtästhetik des Filmes wider. Ebenso schnell wie Bennis Emotionen umschlagen, wird das Publikum durch die lebendige Kameraführung und Schnitttechnik ins Geschehen hineingezogen. Harte, schnell aufeinanderfolgende Montagen von Bild und Ton verbildlichen somit auch auf ästhetischer Ebene eindrücklich, wie sich die unkontrollierbaren Gefühle der Protagonistin wohl anfühlen müssen. Die trostlosen Umgebungen von Schule, Psychiatrie bis hin zum einsamen Spielplatz können aus Bennis Sicht als Symbolbild für die unperfekte Welt verstanden werden, in der sie mit ständigem Wandel und Ablehnung konfrontiert ist.  

Ein Versagen des Systems?

SYSTEMSPRENGER erzählt herzzerreißend ehrlich die Geschichte eines Mädchens, das zu aggressiv für das existierende Sozialsystem ist, aber gleichzeitig auch ein Opfer von dessen Rechtslage und Bürokratie. Der Film erzeugt Aufmerksamkeit durch unangenehme Szenen, wie es auch Benni durch das eigene Zufügen von Schmerzen tut, um die Zuneigung ihrer Mitmenschen zu erfahren.

Der gescheiterte Versuch, alle Menschen in fixe Formen zu pressen, könnte als Versagen des „Systems“ aufgefasst werden. Der Film sucht jedoch keineswegs die Schuld bei den Sozialarbeitern – er zeigt im Gegenteil mit viel Feingefühl nicht nur das Patientenschicksal, sondern auch den belastenden Arbeitsalltag des Personals. Er verdeutlicht, dass man in einem sozialen System nie allen Menschen gerecht werden kann, es aber zumindest zu versuchen sollte.