von Lynn Schwarmes
Modern Love ist eine neue US-amerikanische RomCom-Anthologie-Serie, die seit dem 18. Oktober 2019 exklusiv auf Amazon Prime Video zu sehen ist. Die Serie basiert auf Artikeln die ursprünglich in der wöchentlichen New York Times Kolumne, dem dazugehörigen Podcast, Newsletter und Buch, ebenfalls unter dem Titel Modern Love erschienen sind und aus dem Liebesleben von New YorkerInnen erzählen. Obschon, der von Terri Cheney eingereichte Artikel Take Me As I Am, Whoever I Am, schon vor bereits mehr als 10 Jahren publiziert wurde, trifft er, ohne zu diesem Zeitpunkt bereits zu viel vorwegnehmen zu wollen, wie sich im Laufe dieser Arbeit hoffentlich ausführlich zeigen wird, wie noch nie zuvor den Nerv der Zeit und steht nicht nur für einen Paradigmenwechsel innerhalb der Entertainment-Industrie in Bezug auf tradierte Repräsentationspraktiken, sondern auch für ein Umdenken im Umgang mit nicht normativen Körpern innerhalb Gesellschaft und Wissenschaft. Die Folge erzählt von Lexi, alias Terri Cheney (Anne Hathaway), einer jungen Anwältin die von einer bipolar-affektiven „Störung“ betroffen ist und handelt davon wie sie aufgrund ihrer Erkrankung, die sich durch sich rasch abwechselnde gedrückte (depressive) und euphorische (manische) Stimmungen äußert, im Fachjargon auch „rapid-cycling“ genannt, durch ihr Berufsleben und Privatleben navigiert. Die Ausgangshypothese lautet, dass Medienbeispiele die „mental illness“ darstellen, immer ambivalent zu rezipieren sind und in jedem Fall problematisiert werden müssen. Insbesondere die von den Filmschaffenden gewählten Darstellungspraktiken und Erzählungsmittel, gilt es dabei einer kritischen Analyse zu unterziehen. Dabei soll sich unter anderem angeschaut werden, welchem sogenannten „framing“ sich in Take Me As I Am, Whoever I Am durch die Filmschaffenden bedient wird. Die Arbeit fragt danach, ob und wie „disabled“ Menschen in den Medien stigmatisiert werden und wie man ihnen nicht nur Identifikationsmöglichkeiten, sondern auch eine Stimme innerhalb der Gesellschaft durch authentische Repräsentation in den Medien verleihen kann. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei der Umgang mit der Diskriminierung und Stigmatisierung von „disabled“ durch „non-disabled“. Diese Analyse wird durch das diskursive Kapitel „Beyond Representation“ abgerundet, in dem unter anderem auch die kritische Position einer Betroffen vorgestellt wird. Diese Arbeit ist intersektional angelegt, ausgehend von Take Me As I Am, Whoever I Am und seiner psychisch erkrankten Protagonistin, soll in einem vorangestellten theoretischen Kapitel über die Integration von „mental illness“ als „disability“ in die „disability studies“ nachgedacht werden. Darüber hinaus, rücken durch die Thematisierung von Coming-Out Prozessen und der Produktivität von andersbefähigten Körpern in der neoliberal-kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung automatisch Bezüge zu geschlechtlichen, ethnischen und klassenspezifischen Zugehörigkeit der „Disabled“ in den Mittelpunkt des Interesses.
„Disability“ intersektional Denken
Die bipolar-affektive Störung „was considered to be worldwide one of the 30 leading causes of disability adjusted life years“ und „reported to be the seventh and eight leading causes of years lived with a disability for men and women respectively“, daneben zeigen „three quarters of the BD patients“ zumindest bis zu einem gewissen Grad eine Beeinträchtigung, somit kommt das Team an WissenschaftlerInnen um Luis Guitérrez-Rojas in ihrer Studie zu „disability“ in bipolaren PatientInnen zum Entschluss, dass „the extent of disability and impairment in BD“ größer ist als bei anderen psychischen Erkrankungen.[1] Zudem sei „Disability“ immer dann gegeben, so Dan Goodley, wenn mindestens eine der folgenden drei Kategorien „impairments“, „activity limitations“ und „participation restrictions“ in PatientInnen auftritt; dem entnehmen wir, dass „disability“ eine große Grauzone darstellt; dieser Umstand macht es uns umso schwerer eine allgemeine Definition für „disability“ zu finden, tatsächlich müsste idealerweise jeder Fall individuell bewertet werden.[2] Folglich ist „disability“, „a matter of more or less, not yes and no“; zusätzlich verweist er noch auf die International Classification of Functioning, Disability and Health die empfiehlt, nicht zwischen „type and cause of disability – for instance, between ‚physical‘ and ‚mental health‘ zu unterscheiden.[3] Somit scheint die Frage auf den ersten Blick hinfällig ob psychische Erkrankungen wie die bipolare-affektive Störung nun ein berechtigter Untersuchungsgegenstand innerhalb der „disability studies“ darstellen sollten oder nicht. Auf den zweiten Blick offenbart sich jedoch, dass dies zu kurz greift. Tatsächlich muss, der „disability“ Begriff statt auf der Mikroebene von medizinischen Definitionen auf der Makroebene der Sozialpolitik untersucht werden.
Psychische Erkrankungen – Eine Form von „Disability“?
The relationship between disability and illness a problematic one.[4]
So leitet Susan Wendell ihren Aufsatz Unhealthy Disabled. Treating Chronic Illness as Disabilities ein und in der Tat macht Sie hier direkt auf das wohl größte Problem im Kern der „disability studies“ aufmerksam, nämlich „the interrogation of constructions of normal and abnormal bodies“; hierfür scheint nach wie vor auch keine befriedigende Lösung in Sicht zu sein.[5] Grund für diesen Vorbehalt, dass sich WissenschaflterInnen nicht festlegen wollen, welche Arten und Formen von Erkrankung und Beeinträchtigungen alles unter dem Begriff der „disability“ zu vereinen sind, insbesondere in Bezug auf psychische Erkrankungen, sogenannte unsichtbare „Behinderungen“ zu denen auch die bipolar-affektive „Störung“ zählt, ist das vermieden werden soll, dass „disability“ zum „embodiement and hallmark of abnormality and otherness“ wird und Diskriminierung, sowie Stigmatisierung innerhalb unserer ohnehin schon stark von Behindertenfeindlichkeit durchzogenen Gesellschaft, getragen und verstärkt durch die Kehrseite der Medikalisierung, dem zwanghaften Optimierungsdrang von vermeintlich abnormen Körpern, weiter in die Hände gespielt wird, mit dem sich unsere nimmersatte Gesellschaft erhofft, das utopische Ideal des gesunden, arbeitstüchtigen, und gewinnbringenden Bürgers mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten.[6] Eine bestimmte Strömung innerhalb der „disability studies“ erhofft sich jedoch mit einer intersektionalen Näherung an die Debatte Klärung zu verschaffen. Diese WissenschaftlerInnen denken alles umfassender, sie entlehnen und übernehmen Ideen und Überlegungen aus dem bereits viel etablierteren Fach der „Gender Studies“ und zeigen Analogien zwischen „disability“ und „gender“ auf. Als bekannter Vertreter ist der queere Theroetiker und Begründer der „crip theory“, Robert McRuer, zu nennen. Im Versuch sich den pejorativen Begriff des „crips“ neuanzueignen, übt er Kritik an dieser im Absatz zuvor beschriebenen, tief innerhalb unserer Gesellschaft verankerten „compulsive able-bodiness“ und zeigt dabei eine Ähnlichkeit zur „compulsory hetereosexuality“ auf.[7] Dabei scheut sich McRuer nicht davor klar Position zu beziehen; er erachtet die Aufnahme von sowohl „sensory and mental impairments“ in die „disability studies“, trotz den benannten Risiken, als notwendig.[8] Auch Alison Kafer bedient sich einer intersektionalen Argumentation und ist überzeugt davon, dass es eine Verbindung zwischen dem „label ‚woman‘“ und dem „term disabled“ gibt, oder anders ausgedrückt, „disability“ ist laut ihr analog zum Geschlecht weder ein „medical and/or natural phenomenon“, sondern entgegen der Erwartungen „a social or political one“.[9] Dies zeigt, dass es in den „disability studies“ nicht darum gehen sollte zu bestimmen, welche Erkrankungen und Einschränkungen, nun unter die Rubrik fallen, sondern darum sich auf ihr aktivistisch-aufklärende Funktion zu besinnen; kurz sich zu fragen mit welchen Maßnahmen man der Produktion von Andersbefähigten als „disabled“ durch die Unterdrückungssysteme der Gesellschaft entgegenwirken kann. Wie diese „compulsory able-bodiedness“ Betroffene einer unsichtbaren „disability“, sogenannte „unhealthy disabled“[10], immer wieder vor eine große Herausforderung stellt, soll in folgendem Kapitel am Gegenstand der bipolar-affektiven „Störung“ erläutert werden.
Coming Out – Eine intersektionale Untersuchung
„Disabled people have many shared experiences with queer people, as do their respective academic disciplines. Both […] problematize the public and the private, the social and the biological, difference, stigma and deviance, and the construction of identities. Both challenge universalizing norms that marginalize those who don’t conform to hegemonic normalcy. And both engage with people who can experience high levels of discrimination, violence and intolerance.“[11]
Als Konsequenz der Etablierung von „able-bodiedness“ und Heterosexualität, als „universal ideal and a normal way of life“, werden alle Menschen von vorne herein als „able-bodied“ und heterosexuell wahrgenommen, so lange keine offensichtlichen Marker, wie z. B. eine körperliche Einschränkung, die auf eine Abweichung dieser uns aller auferlegten artifiziell hergestellten Norm verweist. Wie problematisch das mitunter ist, welche Hürden und Gefahren das birgt, erschließt sich in seiner Gänze, vermutlich nur den Betroffen selbst. Stellt man in welcher Form auch immer, sei es durch eine von außen gestellte Diagnose oder durch Selbsterkenntnis das erste Mal fest, dass man abweicht, „anders“ ist, so stellt sich unmittelbar ein Krisenzustand ein, der sogar in eine Identitätshinterfragung münden kann, darauf lässt auch die Erfahrung von Danielle Hark schließen, die wie unser Protagonistin Lexi in Take Me As I Am, Whoever I Am, ebenfalls von einer bipolar-affektiven „Störung“ betroffenen ist:
„At the moment of diagnosis, you went from being that person — the eccentric-but sometimes-sad creative — to that person: the crazy one.“[12]
Statt einfach mit der Erkenntnis zu leben, kann das persönliche Empfinden, dieses „Anderseins“ plötzlich das gesamte Leben vereinnahmen und bestimmte Verhaltensmuster bedingen, zu nennen wären z. B. das Verweigern von sozialer Kontaktaufnahme, „the person on the subway who you avert your eyes from because you don’t want them to talk to you or get close“, oder die besonders schädliche Selbst-Stigmatisierung, „You’re unpredictable. You’re freakish. You’re scary“[13]. Zwangsläufig fühlen sich dadurch viele Betroffene von ihrer Außenwelt isoliert, trotzdem nimmt das Private auf einmal den Charakter eines öffentlichen Interesses an, metaphorisch gesprochen, nimmt es plötzlich den Stellenwert und die Brisanz einer meldungspflichtigen Krankheit an, man hat das Gefühl eine Gefährdung für die Allgemeinheit darzustellen, sollte man sich dazu entschließen sich seiner Umwelt nicht mitzuteilen: „Frustration. Anger. Guilt. Shame. Sadness. Repeat…“[14], so ähnlich beschreiben Betroffene den inneren Tumult den sie vor ihrem offiziellen Coming Out, von denen es wohlgemerkt mehrere geben kann, unabhängig davon ob es sich bei diesem um ihre sexuelle Orientierung oder Form einer Erkrankung handelt. In der Tat sind eine Vielzahl an „disabity studies“ TheoretikerInnen überzeugt davon, „that disability has more in common with sexual orientation than with race, ethnicity, or gender“, diese Annahme gründet vor allem darauf, dass die zuletzt genannten Marker sich vor der Außenwelt nur schlecht bis gar nicht verstecken lassen; darüber hinaus würden die meisten „nonvisibly disabled people“, ebenso wie die meisten Queers ihre Identität vor Familienmitgliedern geheim halten und hätten zudem oft Schwierigkeiten beim „accessing“ der „queer or crip culture“ so Ellen Samuels.[15] Das Verstecken oder Verschleiern „you try to use ‚mood disorder‘ or ‚depressed‘ instead because you think it will have less stigma“[16], bzw. „closeting“ der eigenen Identität vor der Außenwelt, benennt die Wissenschaft im Diskurs um „disability“ als „passing“ und wird stark problematisiert. Unter „passing“ versteht man eine Praxis, mit der es möglich ist, trotz des „Andersseins“ in der Gesellschaft als „normal“ erachtete Person durchzugehen. Die Gründe, warum sich Betroffene für oder gegen „passing“ entscheiden sind in etwa so vielfältig wie die Formen von „disability“. Die ausschlaggebendsten Vor- und Nachteile, fasst Samuels in dem folgenden Zitat zusammen:
„[…] the option of passing as nondisabled provides a certain level of privilege and a profound sense of misrecognition and internal dissonance.“[17]
Das „Passing“ stellt für Menschen mit „nonvisible disabilities“ somit ein Dilemma dar. Wie schon im Kapitel zuvor, zeigt sich, dass das eigentliche Problem nicht von den Betroffenen ausgeht, sondern seinen Ursprung in der behindertenfeindlichen Gesellschaft hat und selbst vor „disability communities“ nicht Halt macht.[18]
„Discourses of coming out and passing are central to visibility politics, in which coming out is generally valorized while passing is seen as assimilationist.“[19]
Samuels versucht sich an einem Lösungsvorschlag um die prekäre Situation Betroffener zu entschärfen, sie schlägt vor, „nonvisible disabled“ nicht des „passing“ zu beschuldigen. Ihr Verhalten, müsste man vielmehr als eine „alienating consequence coming out in a hostile context“ deuten und nicht als eine Komplizenschaft, die sie mit der normativen Gesellschaft eingehen, denn nur dann könne man davon ablassen Betroffene zu Unrecht des Lügens und Täuschens zu bezichtigen.[20] An Coming Out Prozesse und die vermeintliche Praxis des „Passings“ schließt auch das für diese Arbeit ausgewählte Medienbeispiel Take Me As I Am, Whoever I Am nahtlos an.
Take Me As I Am, Whoever I Am– Eine Repräsentationsanalyse
Die Serie Modern Love verspricht seinen ZuschauerInnen einen realistischen Einblick in das Liebesleben von New YorkerInnen zu bieten, ob man das Gleiche jedoch auch in Bezug auf die Darstellung von „mental illness“ bzw. über das Leben mit einer bipolar-affektiven „Störung“ sagen kann, das gilt es in diesem Kapitel kritisch zu beleuchten. Die Serie Modern Loveist keineswegs ein Pionier, die Darstellung von „mental illness“ als „disability“ hat trotz der Tabuisierung von psychischen Erkrankungen innerhalb der Gesellschaft, eine lange Tradition in den Medien, bereits seit den 1990er Jahren bemühen sich GeisteswissenschaftlerInnen darum über Missrepräsentation in den Medien aufzuklären.[21] Das bisher nahezu ausschließlich negative Darstellungen unsere Bildschirme bevölkerten; darin sind sich die AutorInnen jedenfalls einig[22]:
„Fiction characters with mental illness are, generally, presented as aggressive, violent or unpredictable on television or […] criminal dangerous […] when not violent they are incompetent, unemployed and disabled.“[23] Und: „Stories of the mentally ill tend to focus on dysfunction and disability, rather than recovery or achievement […]. Further representations of the disabled have been opportunistic, as filmmakers and television producers often deal with able-bodied people’s fears of disability and the disabled by conveniently tapping into sterotypes that provoke the emotion producer seeks, wheter it inspires awe or magnifies fear.“[24]
Die im Zitat beschriebenen Umstände erweist sich als besonders verheerend, wenn man weiß, dass Umfragen zufolge, Massenmedien innerhalb der Gesellschaft als Hauptinformationsquelle über psychische Erkrankungen dienen.[25] Dies ist mitunter auch der Grund, warum negative Stereotype über psychische Erkrankungen derart verankert in unserer aller Köpfe sind, sich ungebremst fortschreiben und anhaltend neu reproduzieren. Eine Aktualisierung dieser alt eingesessenen Repräsentations- und Darstellungspraxen ist schon lange überfällig und hat in etwa die gleiche Brisanz wie die Forderung nach möglichst viel ethnischer Diversität in Medien. Möchte man ein Medienbeispiel kritisch rezipieren, dann gilt es allen voran das zur Anwendung gekommene „framing“ zu analysieren. „Framing“ definieren Sieff und Wondemaghen wie folgt:
„Framing is defined as the means by which media information is organized, presented and interpreted.“[26] „Framing can be understood as the deliberate selection and emphasis of a particular narrative in order to influence audiences’s perception of that narrative. It is a dynamic communication process in which themes emerge from a text […] and interact with audiences beliefs and predispositions […] pertaining to those frames. […] Thus framing is powerful in influencing audiences beliefs and even decision-making. […] frames can be measured and analysed […] in terms of syntax, theme, script and rhetoric. […] Frames: define problems […] diagnose causes […] make moral judgments […] suggest remedies.“[27]
Auch über die „narrative prothesis“, ein erzählendes Werkzeug deren Auswirkungen auf die Medien und die von ihnen transportierten Bildern und Geschichten gilt es als Filmschaffender Bescheid zu wissen. In ihrem Werk Narrative Prothesis informieren Mitchell und Synder ausführlich über diese erzählerische Praxis, auch McRuer hinterfragt in seinen Filmanalysen die Mittel der „narrative prothesis“. Nur dann lässt sich das Risiko minimieren, dass die eigenen Werke der „disabled community“ schaden. Eine gute Möglichkeit, um sich hier in Richtung Besserung zu bewegen, besteht darin Andersbefähigten mehr „access to representation and production“, sowohl vor wie auch hinter der Kamera, zu gewähren.[28]
Vor diesem theoretischen Background möchte ich nun zur Repräsentationsanalyse überleiten: Lexi (Anne Hathaway) alias Terri Cheney, wie sich im Laufe der Erzählung von Take Me As I Am, Whoever I Am, Stück für Stück immer mehr herauskristallisiert, leidet an einer besonders starken Form der bipolar-affektiven „Störung“; in ihrem New York TimesArtikel fasst Sie ihr Krankheitsbild, wie folgt zusammen:
„The precise term for my disorder is ‚ultraradian rapid cycler‘ which means that without medication I am mercy of my own spectacular mood swings: ‚up‘ for days (charming, talkative, effusive, funny and productive, but never sleeping and ultimately hard to be around), then ‚down‘, and essentially immobile, for weeks at a time.“[29]
Trotz schillernder und bildreicher Sprache und dem im Lesenden viele Assoziationen weckenden Beschreibungen Cheneys, haben sich die Filmschaffenden bei ihrer Darstellung der Erkrankung in Zurückhaltung geübt; die audiovisuelle Adaptation ihres Ausgangstexts kommt insgesamt wenig sensationslüstern daher. Das Narrativ „mental illness“ ist kein Mittel zum Zweck und wird nicht auf dem Bildschirm ausgeschlachtet. Für die Repräsentationsanalyse macht es Sinn, erst einmal das vorliegende Medienbeispiel auf sein „framing“ zu untersuchen und zu bestimmen, welche „frames“ in Take Me As I Am, Whoever I Am dominieren. Typische, immer wiederkehrende „frames“ zur Darstellung von psychischen Erkrankungen sind laut Wondemaghen die Folgenden:
„Fiction characters with mental illness are, generally, presented as aggressive, violent or unpredictable on television or […] criminal dangerous […].“[30]
Zu keinem Zeitpunkt innerhalb der circa 30 Minutigen Folge wird Lexi als aggressiv, gewaltbereit oder gar kriminell dargestellt, sie stellt keine Gefährdung für die Gesellschaft dar. Im Gegenteil, sie tritt gegenüber ihren Mitmenschen weitestgehend „normal“ auf. Abhängig von ihrer Stimmungslage, zeigt sie sich desinteressiert bis empathisch und ist an sozialen Kontakten grundsätzlich interessiert. „When not violent“, fährt Wondemaghen beim Aufzählen von dominanten „frames“ fort, „they are incompetent, unemployed and disabled“.[31] Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen. Inkompetent scheint Lexis auf den ersten Blick keineswegs zu sein. Die Figur wird als erfolgreiche Anwältin in einer Kanzlei für Entertainment Recht eingeführt, auch die Dialoge die Lexi mit ihrer Arbeitskollegin führt, suggerieren den Eindruck, dass sie mehr als nur eine gute Mitarbeiterin ist, sie scheint besonders talentiert zu sein, denn diese zeigt sich sichtlich begeistert von ihr und nennt sie sogar „our new hotshot“. Dennoch schlägt das Gespräch rasch ins Gegenteil um. Lexi wird damit konfrontiert, dass die HR Abteilung bereits auf ihre zahlreichen Fehltage aufmerksam wurde und dass auch ihr Zuspätkommen nicht gerne gesehen ist; Lexi ist neu in der Kanzlei und fällt bereits zu Beginn negativ auf. Inkompetent ist sie nicht, aber etwas unberechenbar in Bezug auf ihre Arbeitsmoral allemal. Lexi versucht sich daraufhin mit einer Ausrede zu verteidigen, sie gibt vor an „irritable bowel syndrome“ zu leiden. Wie bereits in dieser Arbeit unter dem Kapitel Coming Outdiskutiert wurde, stellt dies ein typisches Verhalten für Betroffene von psychischen Erkrankungen dar, um sich vor Stigmatisierung zu schützen. Betroffene wollen außerdem vermeiden aufgrund von Misstrauens- oder Angstgefühlen von anderen gemieden und ausgeschlossen zu werden. Hier geht es aber um weitaus mehr als dem Einhaltgebeten vor Diskriminierung durch „able-bodied“. Lexi verschleiert ihre „mental illness“ mit körperlichen Beschwerden, vor allem aufgrund existentieller Ängste, sie fürchtet sich davor ihren Job zu verlieren. Dieses Beispiel illustriert sehr treffend warum, „nonvisible disabled“ Gebrauch von „passing“ machen, es gezielt einsetzen, nicht etwa, weil sie Spaß daran haben Andere zu belügen oder zu täuschen, sondern als Überlebungsstrategie, um sich vor drohenden finanziellen bis hin zu existenzgefährdenden Problemen zu schützen. Lexi geht es hier lediglich darum ihre Autonomie zu wahren und weiterhin aktiv an der Gesellschaft teilnehmen zu können. Dennoch zeigt sich, dass jedenfalls bis zu einem gewissen Maße, die Betroffenen selbst wenn sie den Schein zu wahren versuchen „able-bodied“ zu sein, die Erkrankung nicht komplett verschleiern können, auf lange Dauer wirkt sich die psychische Störung immer auf die Produktivität und die Performance am Arbeitsplatz und auf ihre „ability to work“ aus. Ihren Status geheim zu halten wird zunehmend nicht nur zur Selbstbelastung, sondern zu einer Herausforderung für alle Beteiligten, das lässt auch die Arbeitskollegin Lexi wissen: „It doesn’t matter how good you are at your job, I just can’t defend anyone missing days like that to our bosses“. Auch das Team um Guitérrez konnte in ihrer Studie nachweisen, dass die Anzahl an Abwesenheit am Arbeitsplatz innerhalb eines Jahres bei bipolar-affektiven Patientinnen größer ist als bei jeder anderen psychischen Erkrankung. Aus der Studie ist zudem Folgendes hervorgegangen:
„BD patients who work, as compared with non-working ones have attained a higher educational level“.[32]
Dies ist auch in Bezug auf unser Medienbeispiel nicht unwichtig zu erwähnen, da auch Lexi über sich selbst berichtet, dass sie trotz der bipolar-affektiven „Störung“ die sich bei ihr bereits im frühen Teenageralter manifestiert hat, sie es dennoch selbstständig geschafft hat, die High-School und die Uni mit ausgezeichneten Resultaten abzuschließen. Auch als Erwachsene scheint Lexi wie wir dem Dialog entnehmen können, nach wie vor von Ehrgeiz und Strebsamkeit erfüllt zu sein, sie hat gelernt ihre „manischen“ Episoden voll auszunutzen, um die Fehlzeiten am Arbeitsplatz auszugleichen. Die Fehlzeiten führten jedoch am Ende immer zur Kündigung. Zusätzlich erfahren wir über Lexi, dass sie ein gutes Elternhaus genossen hat, sie ist weiß und gehört somit von Geburt an, dem privilegierteren Teil der US-amerikanischen Gesellschaft an. Zahlreiche visuelle Codes bestätigen diese Annahme zusätzlich. Sie lebt in einem großen, geschmackvoll eingerichteten New Yorker Apartment, auch der Zustand der Wohnung lässt zunächst nicht erahnen, dass hier eine Person ihren Lebensmittelpunkt hat, die es teilweise während mehreren Tagen nicht schafft das Bett zu verlassen. An dieser Stelle soll ein weiteres Mal auf die zuletzt genannte Studie verweisen werden, die auch einen Zusammenhang zwischen Klassenzugehörigkeit und Erkrankungsverlauf in Erfahrung bringen konnte:
„Higher social class is associated with a higher rate of recovery, which in addition is more rapid, after a period of hospitalization for a manic or mixed episode.“[33]
Das zudem Vermögende immer schon einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem haben ist Fakt. Die Message die hier zu Beginn ganz klar dominiert, ist somit, dass ZuschauerInnen suggeriert wird, dass sich ein Leben mit einer bipolar-affektiven „Störung“ schon irgendwie, wenn auch unzufriedenstellend und mit zahlreichen Hürden und auf Kosten der Verschleierung eines Teil der eigenen Identität nach Außen, meistern lässt, vor allem dann, wenn man gewisse Privilegien besitzt. All das ist natürlich nicht ganz unproblematisch, man fragt sich ob man nicht besser daran getan hätte, eine weniger privilegierte Frau einer anderen Ethnie mit „mental illness“ zum Inhalt der Folge zu machen, aber diese Überlegung muss hier enden, weil sie uns von der eigentlichen Untersuchung zu weit weg führt. Trotz dieser auffälligen nahezu durchweg positiven Inszenierung, die vor allem im ersten Teil und die manischen Episoden Lexis dominiert, präsentieren dem Zuschauenden entgegen aller Stereotype, dass ein Leben mit einer „mental illness“ lebenswert ist. Man müsste auch diese Form der Repräsentation verurteilen, da sie mitunter genauso gekünstelt und unwahr ist, wie ausschließlich negative „frames“. Die Serie orientiert sich dramaturgisch am Verlauf von Lexis Erkrankung. Die positiven sowie negativen Bilder, wechseln sich so häufig ab wie ihre depressiven und manischen Phasen es tun. Folglich bröckelt die Fassade die Lexi aufrecht zu halten versucht immer mehr hin zum zweiten Teil. Auf einmal dominieren neue Repräsentationsmuster die Lexi als zunehmend „disabled“ und von der Außenwelt abgeschnitten darstellen. Auf einmal schafft sie es nicht mehr richtig an der Gesellschaft teilzunehmen, doch statt Lexi völlig von der Außenwelt zu isolieren und die Figur pejorativen „frames“ zu überlassen, bemühen sich die Filmschaffenden Lexi auch an ihrem absoluten Tiefpunkten noch als liebenswerten Charakter zu inszenieren und das ohne viel Pathos oder bei ZuschauerInnen unnötig Mitleid zu evozieren. Lexi ist nicht bedauernswert, das einzige was ihr guttun würde und das vermittelt die Folge zwischen den Zeilen immer wieder, wäre neben einer Therapie und der richtigen Medizinischen Betreuung (Medikalisierung) ein allumfassendes Verständnis für Lexis Situation, ein Coming Out außerhalb der behindertenfeindlichen Gesellschaft. Dies wird besonders in der Sequenz deutlich in der Lexi sich dazu verpflichtet fühlt, trotz depressiver Grundstimmung, sich für das Date mit Jeff, ihrem Supermarkt-Flirt aufzurappeln. Statt den Charakter als desinteressiert, plötzlich asexuelles, vollständig isoliertes Wesen (ebenfalls ein beliebtes „framing“ von „disabled people“) darzustellen, nehmen wir Lexi nach wie vor als selbstbestimmt und zurechnungsfähig wahr. Keine ihrer Handlungen wirken impulsiv, unkontrolliert oder besorgniserregend und das trotz, dass sie offensichtlich gerade einen Nervenzusammenbruch durchmacht. Aber nicht nur die gewählte Repräsentation der Protagonistin spielt eine Rolle, mindestens so wichtig ist, wie die anderen Figuren auf sie reagieren. Auffällig ist, dass obschon ihrem Umfeld auffällt, dass etwas offensichtlich nicht mit ihr stimmt, man sich ihr gegenüber weitestgehend normal verhält, man begegnet ihr respektvoll, verständnisvoll, gar wertschätzend. Statt Lexi zu beschimpfen oder ihr gegenüber auszurasten, bleibt Jeff gefasst und versucht gute Miene zum bösen Spiel zu machen und das obwohl er sichtlich enttäuscht ist. Statt Lexi als Verrückte abzustempeln, fragt er bloß harmlos nach, ob sie nicht zufällig eine Zwillingsschwester hat, in der Hoffnung, dass sie sich ihm offenbart. Außerdem verhält er sich ihr gegenüber zu keinem Zeitpunkt übergriffig oder versucht ihre labile Verfassung auszunutzen, Lexi wird nicht in die Rolle des wehrlosen ausgelieferten Opfers gedrängt. Auch die Arbeitskollegin, vor der sich Lexi am Ende, nachdem sie Mal wieder ihren Job verloren hat entschließt zu outen, zeigt sich ihr gegenüber sehr aufgeschlossen, respekt- und verständnisvoll. Statt Lexi als Versagerin darzustellen, bemühen sich die DrehbuchautorInnen darum die ZuschauerInnen mit einer durchwegs positiven Botschaft zu entlassen.
Auf narrativer Ebene haben wir nun schon Einiges hervorbringen können, jedoch sollte man sich auch anschauen wie mit anderen filmischen Mitteln Lexi als Figur gerahmt wird. Kamera, Sound, Lighting und Editing, verhalten sich neutral, übertrieben filmische Mittel kommen nicht zum Einsatz. Extreme „close-ups“ die, die Protagonistin mit wirrem Blick oder ähnlichem zeigen um sie als „geisteskrankes Monster“ zu inszenieren, sucht man hier vergeblich. Tricks aus der Filmkiste werden hier jedenfalls nicht ausgenutzt, um unnötige Dramatik zu erzeugen. Einzig ein genauerer Blick auf Lexis „manische“ Phasen könnte sich nochmals als lohnenswert herausstellen. Tatsächlich wirken diese besonders bunt und exzentrisch, von naturalistischer Darstellung fehlt hier jede Spur. Hier wurde sich ganz klar an die Konventionen des Musicalgenres angelehnt, die belebende Jazz-Trompetenmusik die in der Anfangssequenz im Supermarkt spielt und die überzeichneten Tanzeinlagen untermauern diesen Eindruck zusätzlich, dennoch werden diese Mittel nicht spöttisch gegenüber ihrer mentalen Verfassung und eher sparsam eingesetzt. Im Endeffekt muss man muss sich vor Augen halten mit welchem Genre wir es hier zu tun haben, trotz der ernsten Thematik gehört Take Me As I Am, Whoever I Am, dem RomCom-Genre an, hier auf einen dokumentarischen Wahrheitsgehalt eines Medizinberichts über die bipolar-affektive Störung zu hoffen oder gar von vorne herein diese Erwartung zu stellen, muss man als blauäugig abtun. Immerhin ist die primäre Funktion solcher Produktionen nicht über ernste Themen zu informieren, sondern eine Vielzahl von Menschen anzusprechen und zu unterhalten. Eine Serie stellt nach wie vor ein ökonomisches Produkt dar, das sich bezahlt machen muss; dass die Filmschaffenden um ihre Verantwortung innerhalb der Gesellschaft wissen, ist das einzige worauf man hoffen darf und sollte.[34] Die Macher von Take Me As I Am, Whoever I Am, haben es geschafft, wenn auch nicht perfekt, uns eine verantwortungsvolle Darstellung von „mental illness“ als „disability“ zu bieten, eben weil sie nicht auf die Kosten des von der Gesellschaft marginalisierten Charakters geht. Da „Disability“ AktivistInnen und Betroffene dies jedoch besser bewerten können, möchte diese Arbeit, zusätzlich noch einem kritischen Kommentar von außen, einen Raum geben.
Beyond Representation – Eine kritische Stimme
Anja Burcak ist eine Bloggerin mit einer Passion für „mental health advocacy“ so beschreibt sich die junge Frau selbst auf der non-profit PlattformThe Mightyfür die sie regelmäßig Artikel verfasst und Fragen zu psychischer Gesundheit beantwortet. Als Betroffene einer bipolar-affektiven „Störung“ des Typ 1. tauscht sie sich innerhalb der „disability community“ besonders gerne über ihre Erkrankung aus; ihre Beiträge formuliert sie meistens in der Ich-Perspektive. Daneben ist es ihr ein Anliegen eine aufklärende Funktion zu erfüllen und mit ihrer aktivistischen Arbeit Widerstand gegen Diskriminierung und Stigmatisierung der „disabled“ in der Gesellschaft zu leisten. Sie führt zudem einen eigenen WordPress Blog mit dem Titel, The Calculating Mind.
Sich für dieses Essay eine fundierte Meinung zu Take Me As I Am, Whoever I Am einzuholen, hat sich als schwieriger als erwartet gestaltet. Dieser Umstand ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass die Serie Modern Love erst kürzlich veröffentlicht wurde. Burcak hat der Serie ein Rating von 4 aus 5 möglichen Sternen gegeben und auch sonst dominiert in ihrer Rezension ein, der Folge, wohlgesonnener Ton. Dennoch beginnt sie ihre Kritik mit: „As someone who has bipolar disorder, there are aspects of the portrayal I like and some I don’t“[35] Meinen tut sie dabei aber nicht die kreativen, etwas überzogene Herangehensweise an die Inszenierung von Lexis manischen Phasen, im Gegenteil:
„Given how much of this condition is happening internally […] I found the approach to mania pretty creative […] it showed mania is far beyond just super happy.“[36]
Was ihr nicht so gut gefallen hat, ist, dass Lexis manische Episoden ihr insgesamt etwas zu romantisiert dargestellt wurden. Dies ist in der Hinsicht problematisch, weil so schnell der Eindruck erweckt werden kann, dass diese Seite der Erkrankung ein wünschenswerter Zustand ist, um den einen Außenstehende fast beneiden können. Dies könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein; „during mania, people lose their jobs, career, relationships, life savings etc. Also, mania can feature dangerous activity“ ermahnt Burcak.[37] Besonders positiv streicht sie Anne Hathaways Verkörperung von Lexi hervor, insbesondere die Badezimmersequenz hat es Burcak angetan, hier hatte sie besonders das Gefühl akkurat repräsentiert worden zu sein, „I related a bit too strongly“, eine Erfahrung die viele „disabled people“ kaum machen, eben weil sie entweder gar nicht in den Medien repräsentiert werden oder wenn dann ausschließlich fälschlich. Ein weiterer nennenswerter Punkt ist, dass wie bereits weiter oben erwähnt wurde, Lexi unter einer besonders stark ausgeprägten Form der bipolaren „Störung“ leidet, „for many people with bipolar disorder“ sei das nicht der Fall und kann irreführend sein und könnte man als Überdramatisierung deuten; Pathos und überspitzte Bilder gilt es wie bereits gesagt zu vermeiden, wenn man Betroffene vor Falschurteilen der Gesellschaft schützen möchte.[38] Die Schlussszene, das Coming Out, bewertet Burcak darüber hinaus als besonders zufriedenstellend, da hier ein empathischer Umgang mit der psychisch Erkrankten im Mittelpunkt steht, „her coworker was incredibly supportive and kind“.[39] Dies steht in Opposition zu dem, was alle Betroffenen wohl am meisten fürchten, nämlich wegen einem einzigen Aspekt ihrer Identität, als Person vollständig abgelehnt und marginalisiert zu werden.
Fazit
Dem entnehmen wir, dass es so etwas wie die einzig wahre und richtige Darstellung von „mental illness“ in den Medien nicht geben kann, denn so vielfältig wie die Menschen, sind auch ihre Erfahrungen die sie mit ihrer Erkrankung machen und die Schwierigkeiten die sie im Alltag mit sich selbst und ihren Mitmenschen meistern müssen. Hinzu kommt, dass auch die Filmschaffenden nicht aus der eigenen Haut heraus können, auch sie gehen aus einer „behindertenfeindlichen“ Gesellschaft hervor und arbeiten zudem noch unter den Vorgaben, dem Druck und den vom Entertainment-Business vorgeschriebenen und tradierten Konventionen der Medienproduktion. Darunter leidet nicht nur ihre Kreativität, sondern auch die Möglichkeiten, die sich ihnen bei der Vermittlung und der Repräsentation der Botschaft, dass alle Menschen gleich sind und das Recht auf eine akkurate Repräsentation haben, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Ethnie oder ihrer körperlich bzw. mentalen Einschränkungen. Kunst möge sie noch so gesellschaftskritisch sein, ist in unserem System immer eine Ware mit Tauschwert, sie unterliegt der Bedingung sich gut verkaufen zu müssen, sonst ist sie nichts wert und ihre Produktion lohnt sich nicht. Gleiches gilt für Serienformate wie Modern Love. Dennoch muss man aufgrund der in dieser Arbeit getroffenen Erkenntnisse zum Entschluss kommen, dass die Serie, trotz Makel, eine Ausnahme unter den vielen negativen Medienbeispielen darstellt; man kann nicht anders als ihr einen geschulten Umgang mit dem Diskurs um „mental illness“ herum zuzugestehen. Ihre mediale Repräsentation einer marginalisierten Gruppe lässt uns in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken, in der ein Paradigmenwechsel innerhalb der Mediendarstellung immer wahrscheinlicher wird und Folgendes der Vergangenheit angehört:
„Media representations of the mentally ill have pigeonholed the population, perpetuating problematic perceptionsm while simultaneously denying them a channel to give voice to their experiences, perspectives, and needs.“[40]
Dies können wir jedoch nur schaffen, wenn wir der „disabled community“ endlich mehr erforderlichen „access“ zur Medienproduktion gewähren, sowohl vor wie auch hinter der Kamera.
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[1]Vgl. Gutiérrez-Rojas, Luis/Jurado, Dolores/Gurpegui, Manuel, „Factors associated with work, social life and family life disability in bipolar disorder patients, in: Pyschiatry Research 186, 2011, Elsevier, https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1016/j.psychres.2010.06.020, 18.01.2020, S.254.
[2]Vgl. Goodley, Dan, Dis/ability Studies. Theorising disablism and ableism, London: Routledge 2014, S.15-16.
[3]Vgl. Ebd.
[4]Wendell, Susan, „Unhealthy Disabled. Treating Chronic Illness as Disabilities“, in: Hypatia. Feminism and Disability 16/4, 2001, Jstor, https://www.jstor.org/stable/3810781, 18.01.2020, S.17.
[5]Vgl. Scott, D. Travers/Megan Bates, „‚It’s Not Just Sexism. Feminization and (Ab)Normalization in the Commercialization of Anxiety Disorders“, in: Disability Media Studies, Hg. Elizabeth Ellcessor/Bill Kirkpatrick, New York: Univ. Press 2017, S.156-157.
[6]Vgl. Scott/Bates, „It’s Not Just Sexism“, S. 156-157.
[7]Vgl. Kafer, Alison, „Compulsory Bodies. Reflections on Heterosexuality and Able-bodiedness“, in: Journal of Women‘s History 15/3, 2003, Sociology Database, https://uaccess.univie.ac.at/login?url=https://search-proquest-com.uaccess.univie.ac.at/docview/60100476?accountid=14682, 18.01.2020, S.79.
[8]Vgl. Scott/Bates, „‚It’s Not Just Sexism“, S. 156-157.
[9]Vgl. Kafer, „Compulsory Bodies“,, S.78-79.
[10]Vgl. Wendell, „Unhealthy Disabled.“, S.20.
[11]Sherry, Mark, „Overlaps and contradictions between queer theory and disability studies“, in: Disability & Society19/7, 2004, Taylor & Francis Journals, https://doi.org/10.1080/096875904200028423, 18.01.2020, S.769..
[12]Hark, Danielle, „Coming Out of the Bipolar Closet“, The Huffington Post, 18.06.2014, https://www.huffpost.com/entry/living-with-bipolar_b_5475387, 05.02.2020.
[13]Ebd.
[14]Ebd.
[15]Vgl. Samuels, Ellen, „My Body, my closet. Invisible disability and the limits of coming-out discourse“, in: GLQ9/1-2, 2003, Duke University Press, https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1215/10642684-9-1-2-233, 18.01.2020, S.233.
[16]Hark, „Coming Out of the Bipolar Closet“.
[17]Samuels, Ellen, „My Body, my closet“, S.239.
[18]Vgl. Ebd. S.244-245.
[19]Ebd. S.242.
[20]Hark, „Coming Out of the Bipolar Closet“.
[21]Vgl. Mitchell, David/Snyder, Sharon L., Narrative Prothesis. Disability and the Dependencies of Discourse, Michigan: University of Michigan Press, 2000, S.1 u. 15.
[22]Sieff, Elaine, „Media frames of mental illnesses. The potential impact of negative frames“, in: Journal of Mental Health 12/3, 2003, Taylor & Francis Journals, https://doi.org/10.1080/09638231000118249, 18.01.2020, S.259.
[23]Wondemaghen, Meron, „Homeland and its use of bipolar disorder for sensationalist and dramatic effect“, in: Social Semiotics 29/2, Taylor & Francis Journals, https://doi.org/10.1080/10350330.2017.1422900, 18.01.2020, S.131.
[24]Palmer-Meha, Valerie, „Refracting Mental Illness Through Disability. Towards a New Politic of Cultural Locations“, in: The Journal of American Culture36/4, 2013, Wiley Online Library, https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1111/jacc.12055, 18.01.2020, S.355.
[25]Vgl. Sieff, „Media frames of mental illnesses“, S.259.
[26]Sieff, „Media frames of mental illnesses“, S.259.
[27]Wondemaghen, Meron, „Homeland and its use of bipolar disorder for sensationalist and dramatic effect“, in: Social Semiotics 29/2, Taylor & Francis Journals, https://doi.org/10.1080/10350330.2017.1422900, 18.01.2020, S.132-133.
[28]Vgl. Ellcessor, Elizabeth, „Kickstarting Communitiy. Disability, Access, and Participation in My Gimpy Life “, in: Disability Media Studies, Hg. Elizabeth Ellcessor/Bill Kirkpatrick, New York: Univ. Press 2017, S.31.
[29]Cheney, Terri, „Take Me as I Am, Whoever I Am“, The New York Times, https://nyti.ms/2ZVeeKs 13.01.2008, 05.02.2020.
[30]Wondemaghen, „Homeland and ist use of bipolar disorder for sensationalist and dramatic effect“, S.131.
[31]Vgl. Ebd. S.131.
[32]Vgl. Gutiérrez-Rojas/Jurado/Gurpegui „Factors associated with work, social life and family life disability in bipolar disorder patients, S.255.
[33]Ebd. S.255.
[34]Vgl. Wondemaghen, „Homeland and ist use of bipolar disorder for sensationalist and dramatic effect“, S.142.
[35]Burcak, Anja, „Modern Love Shows What It’s Like When Mood Changes Control Your Life“, The Mighty, 28.10.2019 https://themighty.com/2019/10/modern-love-take-me-as-i-am-whoever-i-am-review/, 05.02.2020.
[36] Ebd.
[37]Vgl. ebd.
[38]Vgl. Burcak, „Modern Love Shows What It’s Like When Mood Changes Control Your Life“.
[39]Vgl. ebd.
[40]Palmer-Meha, „Refracting Mental Illness Through Disability”, S.355.