Soundpiece – Elias Fromm / Samuel Obernosterer
Für unsere Recherche zum Thema „Echoes“ haben wir in der Ausstellung “Cues on Point” von Christine Sun Kim im Hauptraum der Wiener Secession* sowie im Ausgang der U-Bahn-Tunnelpassage nahe der Secession im April 2023 zugehört. Ein zentrales Thema von Kims Ausstellung ist die Frage von Kommunikation als Echo, als grundsätzlicher stetiger Prozess der Übersetzung. Sun Kim stellt, ausgehend von ihrer Lebenserfahrung als gehörlose, asiatisch-amerikanische Frau, die Übersetzungsprozesse zwischen bildlicher und klanglicher Kommunikation in den Vordergrund. Die Ausstellung dekonstruiert die „ableist fantasy of immediacy“, die die Vorstellungen von Kommunikation gemeinhin dominiert. Diese Fantasie der Unmittelbarkeit findet sich auch in der kulturellen Vorstellung des Echos als Soundwiederholungen wieder, die von einer ‘ursprünglichen’ Quelle ausgeht, die sich im Nachklang wiederholt und sich in ihrer Wiederholung ‘verfälscht’. Dieser Vorstellung ist die Auffassung von Kommunikation als grundsätzlich bereits mediiert entgegenzusetzen, um diese Fantasie als solche zu entlarven.
Während wir die Soundscapes der Hör-Orte aufnahmen, hat uns die mediale Vermittlung des basalen und ‘natürlichen’ Field Recorders, als Konsequenz von Fantasien der Unmittelbarkeit theoretisch beschäftigt. Die Vorstellung der „vorgefundenen Klanglandschaften” (Verweis) schwingt bei ‘being out in the field’ immer mit. Das Soundpiece, das in unserer praktischen Auseinandersetzung mit diesen Ideen entstanden ist, versucht mit unterschiedlichen Strategien die Ideen des unmittelbaren ‚Fieldrecordings‘ zu problematisieren; Entstanden ist eine Komposition aus Resten und klanglichen Störungen der fantasierten Unmittelbarkeit während der HörOrt Recherchen und des Recordings; die medialen Artefakte werden hyper-wahrnehmbar gemacht, es glitcht und rauscht an den Unzulänglichkeiten dieser spezifischen Übersetzung.
* https://secession.at/ausstellung_christine_sun_kim_en (20.6.2023)