24 Stunden Gefangenschaft

Eine Kurzkritik von Lucas Hofbauer zum Kurzfilm Hardly Working (Total Refusal, AT 2022)

Was haben internationale Korruption, der filmische Tod von Udo Kier, Antikapitalistische NPCs und ein russisches Denkmal gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Trotzdem werden ausgerechnet diese Themen in dem Kurzfilmprogramm MINUM STAGED gezeigt und behandelt. Obwohl es spannend wäre, sich dem gesamten Programm zuzuwenden und nach möglichen Interpretationen und roten Fäden zu suchen, soll es in dieser Kritik einzig um den Film Hardly Working gehen – ein Kurzfilm im Bundle des Programms, da dieser den Begriff der Ausbeutung zentralisiert und damit das Herzstück der Reihe bildet.

Dieser außergewöhnliche Film spielt ausschließlich in dem Videospiel »Red Dead Redemption 2« ein 2018 erschienener Western mit Open World Konzept. Dabei folgen wir vier NPCs in ihren täglichen Handlungen. NPC steht für Non Playable Character. Diese Figuren wurden für den Hintergrund der Spielwelt geschaffen, um die Spielerfahrung realer wirken zu lassen. Produziert wurde der Film von dem Kollektiv Total Refusal, welches sich selbst als »pseudomarxistisches Unternehmen« bezeichnet.

Der Film begleitet vier unterschiedliche Hintergrundfiguren in ihrem Alltag und untermalt diesen mit einem eigens inszenierten Kommentar. Was in den ersten Minuten humorvoll wirkt – zum Beispiel, wenn eine Dame etwaige Stunden denselben Staub am Boden kehrt – entwickelt sich rasch zu einem gesellschaftskritischen, antikapitalistischen Kurzfilm, der den Sinn und die Funktion des Systems hinterfragt. Sehen die Entwickler wirklich das in der Gesellschaft? Sind meine Bemühungen und meine Arbeit umsonst? Ähnelt dieser niemals endende, sich nie verändernde Tag meiner Realität? Und wenn ja, gibt es denn gar ein Ausbrechen?

Inszenatorisch gibt es durchweg Gemeinsamkeiten mit klassischem Storytelling. Die Kameraarbeit und das Szenenbild lassen teilweise vergessen, dass man sich in einem Videospiel bewegt – was nicht zuletzt an der fortgeschrittenen Programmierung des Spiels liegt. Dennoch muss es herausfordernd sein, die POV-Ansicht eines spielbaren Characters als Bild zu verwenden.

Der Film kommt zwar mit einer scharfen Thematik an, doch vergisst nicht, die Zuschauenden immer wieder zum Lachen zu bringen – insbesondere durch den trockenen Kommentar, der die absurdesten Handlungen sachlich und formal erklärt.  Auf die Frage, ob es einen Ausweg für die NPCs gibt, hält der Film eine mögliche Antwort parat – Glitches. Sind Glitches ein Zeichen der Rebellion? Sind diese Fehler im System ein Zeichen von Menschlichkeit? Mit einem Hauch Optimismus verabschiedet sich dieser beeindruckende Film.